Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Schauspieler Danny Aiello gestorben

Lesezeit: 1 min

Mächtige Fassade, weiches Herz: Danny Aiello hatte sich als Schuhputzer und Türsteher durchgeschlagen, ehe er sein Talent entdeckte. Zum Tod des amerikanischen Schauspielers.

Von Tobias Kniebe

Wäre sein Leben ein wenig anders verlaufen, hätte Danny Aiello auch ein richtig gefährlicher Kerl werden können. Er brachte die Masse dafür mit (1,93 Meter, 100 Kilo), die prekäre Herkunft (Jahrgang 1933, italoamerikanisches Proletariat in der South Bronx, der Vater abwesend) und die nötigen Lebenserfahrungen (als Schuhputzer, Zeitungsjunge, Army-Freiwilliger, Einbrecher, Nachtclub-Rausschmeißer). Einmal war er sogar einer dieser Unterbosse der Transportgewerkschaft, mit denen überhaupt nicht zu spaßen ist.

Was man in all seinen Rollen aber auch durchschimmern sah - hinter der mächtigen Fassade schlug ein weiches Herz. Der Mann wollte lieber spielen, singen, Witze machen, das wurde ihm jenseits der dreißig endgültig klar. Vom Türsteherposten schlich er sich auf die Bühne des Comedyclubs "The Improv", erkämpfte sich Minirollen in Francis Coppolas zweitem "Paten"- Film und in Sergio Leones "Es war einmal in Amerika". Woody Allen nutzte ihn als tumben Widerpart für seine damalige Muse Mia Farrow in "The Purple Rose of Cairo", während die Szene in Norman Jewisons "Mondsüchtig", wo er hoffnungslos überfordert um die Hand von Cher anhält, den großen Romantiker in ihm offenbarte.

Am Ende waren es mehr als 100 Rollen, nur wenige in der allerersten Reihe. Besonders ragt aber sein Auftritt in Spike Lees "Do The Right Thing" von 1989 heraus. Als Pizzabäcker Sal in einem mehrheitlich afroamerikanischen Viertel von Brooklyn will er eigentlich mit allen auskommen, Provokationen entfesseln aber auch in ihm - tragisch - den Rassisten. Warum dieser Sal so stark im Bewusstsein geblieben ist? Da habe man schon großteils ihn selbst gesehen, sagte Aiello. Letzten Donnerstag ist dieser weiche harte Kerl im Alter von 86 Jahren in New Jersey gestorben.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4724303
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 16.12.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.