Süddeutsche Zeitung

Leipziger Buchpreise:Glücklich und gut

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Die Jury hatte zwischen hochkarätigen Autoren zu entscheiden. Am Ende gingen die Leipziger Buchpreise an Sibylle Lewitscharoff, Herfried Münkler und Eike Schönfeld.

Thomas Steinfeld

Konstellationen gibt es, in denen das Schöne, das Vernünftige und der Zufall sich wie von allein zum Besten fügen. Dass Sibylle Lewitscharoff in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten Preis der Leipziger Buchmesse erhält, geht auf eine solche Konstellation zurück: Das Schöne ist ihr jüngster Roman, "Apostoloff" heißt er, ein hinreißend tiefgründig erzähltes Reise- und Familienbuch, das in einer beseelten Sprache, wie man sie seit fast hundert Jahren nicht mehr vernommen hat, von der zerbrechlichen Eleganz eines spätbürgerlichen Ichs erzählt.

Das Vernünftige war die Jury, die zwischen dem Erfolg Daniel Kehlmanns, der Souveränität Wilhelm Genazinos, der Virtuosität Reinhard Jirgls, der Beredsamkeit Andreas Meiers und der Eindringlichkeit Julia Schochs entscheiden musste - und am Ende das beste Buch kürte.

Der Zufall nun besteht darin, dass sich das alles fügte. In ihrer Dankesrede, die nur einen Satz umfasste, erklärte dann auch Sibylle Lewitscharoff, sie sei keineswegs die nervende Motzerin auf dem Rücksitz, die sie in ihrem Buch beschreibe, sondern ein sanftes, freundliches und vor allem dankbares Wesen.

Der Preis für das beste Sachbuch des Jahres ging in Leipzig an den Berliner Politologen Herfried Münkler und dessen Werk "Die Deutschen und ihre Mythen". Auch diese Auszeichnung ist verdient, weniger, weil das Jahr 2009 ein besonderes Gedächtnisjahr für die Deutschen ist, sondern vor allem, weil Herfried Münkler ein unabhängiger Kopf und als solcher eine Seltenheit an der deutschen Universität ist. Den Preis für die beste Übersetzung erhielt Eike Schönfeld für seine Übertragung von Saul Bellow - und die Wiederentdeckung eines fast schon verlorenen Klassikers.

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SZ vom 13.3.2009/vw
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