Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Klug kombiniert

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Der Eröffnungsabend der "Tage der Kammermusik"

Von EKaterina Kel, München

Hinter den dicken Steinmauern der Hochschule für Musik und Theater sind junge Menschen täglich dabei, sich in vielversprechende Musiker zu verwandeln. Was am Ende eines solchen Prozesses steht, konnte man am Mittwoch beim Eröffnungsabend der "Tage der Kammermusik" an der Hochschule erfahren, die noch bis Freitag mit einem facettenreichen Programm aufwarten. Am ersten Tag sind die insgesamt 18 Musiker und Musikerinnen ganz ohne Streichquartett ausgekommen, der klassischsten Gattung der Kammermusik.

Dafür verbreitete das Dandelion Quintett im Großen Konzertsaal gleich zu Anfang einen weniger häufig gehörten Klang: Ein reines Bläserquintett aus Flöte, Oboe, Horn, Fagott und Klarinette spielte agitiert und lustvoll die "Sechs Bagatellen für Bläserquintett" vom Meister der schnellen Mikroklänge, dem österreich-ungarischen Komponisten der Neuen Musik, György Ligeti. Zum Beispiel die dritte Bagatelle, das Allegro grazioso: Eine an Strawinsky erinnernde feenhafte Flötenlinie, dazu die kleinen sanften, repetitiven Schritte der restlichen Bläser. Basierend auf nur sehr wenigen Tönen entsteht durch die verschiedenen Klangfarben der Instrumente ein ganzes Universum aus neckischen, dringlichen Sounds.

Nicht weniger eindrucksvoll spielte ein Ensemble aus Streichquartett und Gitarre "Die Vögel" von Eduardo Angulo, einem zeitgenössischen Komponisten aus Mexiko, der sich in seinen Kompositionen oft der klassischen Gitarre widmet. Neben dem konkret-holzigen Klang der Streicher haben die ausgedehnten Passagen der Gitarre etwas Weiches und Wohliges. Die Nachwuchsmusiker kriegen es hervorragend hin, die Vorzüge dieser Kombination auszuloten, am Ende wirkt das Stück wie eine sprudelnde Hymne der Zuversicht und beschert den Spielern einige Bravi aus dem Publikum. Dieselbe Energie und Begeisterung strahlt auch das Gitarren-Marimba-Duo aus, mit einem Auszug aus Astor Piazzollas "Las Cuatro Estaciones Porteñas".

Die zwei Klaviertrios, das Yugen Trio mit Rachmaninows Trio élégiaque Nr. 1 und das Lux Trio mit Bedrich Smetanas g-Moll Komposition für diese Formation, musizierten auf höchstem Niveau, gefühlsbetont und genüsslich. Die bereits gewonnen Preise bei diversen Wettbewerben würdigen ihre Musikalität.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2019
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