Süddeutsche Zeitung

Keith Haring zum 54.:Graffiti für die Spaß-Boutique

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Abstrakt, bunt und vielfältig: Keith Harings Kunst war unangepasst und einzigartig. Der amerikanische Künstler bemalte weltweit Hauswände, aber auch Grace Jones. Er setzte sich für die Bekämpfung von AIDS ein und starb 1990 selbst an der Krankheit. Haring wäre nun 54 Jahre alt geworden.

Ein krabbelndes Baby mit einem Strahlenkranz in verschiedenen Farbkombinationen: das "Radiant Baby" wurde zum Symbol von Keith Haring. Seine Werke waren abstrakt, stark von Graffiti geprägt und wiesen zum Teil homoerotische Züge auf. Er setzte sich viele Jahre für den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit AIDS ein, an der er selbst 1990 verstarb. Heute wäre er 54 Jahre als geworden - Google widmet ihm dazu ein Google-Doodle.

Geboren wurde Keith Haring 1958 in Pennsylvania, wo er auch an der kommerziellen Kunstschule in Pittsburgh Werbegrafik studierte. Doch er brach sein Studium schon nach zwei Jahren ab und zog nach New York, wo er an der School of Visual Arts erneut ein Studium aufnahm. In New York wurde er bald von der in den 1960er Jahren entstandenen Kunstform "Graffiti-Writing" inspiriert.

Harings Werke waren von Beginn an künstlerisch unangepasst und stilistisch gemischt. So weckte er erstmals mit Kreidezeichungen auf abgdeckten Werbeflächen in der U-Bahn New Yorks das Interesse der Öffentlichkeit. Diese Bilder wurden vom chinesischstämmigen US-Fotografen Tseng Kwong Chi fotografiert. Darunter auch das "Radiant Baby".

Zu Beginn der 80er Jahre hatte Haring erstmals eine Ausstellung im Club 57, einem Nachtclub im New Yorker East Village. Zudem wurden seine Werke bei der Time-Square-Ausstellung, an der 100 Künstler teilnahmen, gezeigt. 1981 entwarf er seine ersten Kalkzeichnungen auf schwarzem Papier und bemalte Kunststoff, Metall und gefundene Gegenstände.

Ein Laden mit Kunst zum Spaß haben

Einer Ausstellung folgte die nächste: 1982 hatte Haring seine erste Einzelschau in der Tony Shafrazi Gallery in New York, im selben Jahr war er mit seiner Kunst zu Gast bei der "theoretischen Weltausstellung" Documenta 7 in Kassel. 1983 beteiligte er sich an der Whitney Biennale und der Biennale von São Paulo. Ab 1984 bemalte er Hauswände in vielen verschiedenen Städten, daheim in New York, in Rio de Janeiro oder Melbourne, später auch eine Wand am Checkpoint Charlie in Berlin. Doch nicht nur Wände wurden zu Objekten seines künstlerischen Schaffens: 1986 bemalte er den Körper von Grace Jones für ihr Video "I'm not perfect".

Um 1983 lernte Haring den Pop Art-Künstler Andy Warhol kennen, für den er unter anderem die sogenannte Andy Mouse malte, eine Mischung aus Warhol und der Mickey Mouse.

Mit der Pop Show, einem Laden in der Lafayette Street in So Ho, eröffnete Haring 1986 einen Store, in dem er seine Werke verkaufen und vervielfältigen konnte. Er selbst sah darin eine Art Spaß-Boutique, in der Besucher seine oft bis zur Decke reichenden Gemälde und andere Souvenirs wie T-Shirts oder Poster kaufen konnten. 1988 wurde auch ein Pop Shop in Tokio eröffnet, der aber nach einiger Zeit wieder geschlossen wurde. Auch den Laden in New York gibt es nicht mehr, er schloss 2005, nach beinahe 20 Jahren.

Haring war homosexuell und engagierte sich mit seinen Ausstellungen für die Bekämpfung von AIDS und setzte sich für geschützten Geschlechtsverkehr ein. 1988 wurde bekannt, dass er selbst an der Immunkrankheit litt. Zwei Jahre danach, am 16. Februar 1990, starb Keith Haring an den Folgen der Krankheit in New York City.

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