Süddeutsche Zeitung

Kabarett:Er ist so frei

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Als Buch und auf der Bühne: Christian Springer als Prediger

Von Oliver Hochkeppel, München

Christian Springer ist zwar erst 53, hat aber so früh mit Kabarett angefangen - das erste Programm im Fernrohr-Trio mit Andreas Rüttenauer und Helmut Schleich spielte er 1983 -, dass er noch der Generation angehört, die das weniger als Beruf denn als Berufung betrachtete. So war für Springer die Bühne stets nur ein Aspekt seines Engagements für das Menschliche, stets mischte er sich auch direkt ein, am sichtbarsten als "Orienthelfer" (wie der von ihm gegründete Verein heißt), der sich für die vom Krieg betroffenen Menschen in Syrien, Libanon und Jordanien einsetzt, ob geflüchtet oder nicht.

Dafür hat er bereits einige Ehrungen erhalten, unter anderem 2016 den Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing. Die betraute ihn im vergangenen Oktober mit der 50. "Münchner Kanzelrede" in der Schwabinger Erlöserkirche, einer nun 20 Jahre alten Institution, bei der schon Wortgewaltige von Hans-Jochen Vogel bis zu Joachim Kaiser zu einem frei gewählten Thema gesprochen haben. Springer wählte kühn den Begriff Freiheit als Thema. Und wandte einen auch in seinen Kabarettprogrammen gerne benutzten und erfolgreichen Trick an: Er macht sich erst einmal klein, nähert sich der Sache aus der Perspektive des einfachen Berg am Laimers, mit bayerischer Alltagsschlauheit. Um dann aber doch einen weiten, durchaus philosophischen Bogen zu schlagen, von Franklin Delano Roosevelt über Johann Gottfried Seume bis zu Siegmund Freud und John Lennon.

So ergibt sich ein ganz persönliches, schon sprachlich lustiges, aber oft auch wütendes Referat zu diesem Geburtsrecht des Menschen, das doch ständig bedroht ist und verwehrt wird, weil man es aushalten muss. Ein kleines Traktat im Geiste der Aufklärung, das man jetzt mit Gewinn (und Spaß) nachlesen kann, weil es Springer als Büchlein veröffentlicht hat. Elemente davon wird man sicher live wiederfinden, etwa an diesem Mittwoch im Deutschen Theater. Da spielt Springer nominell sein Programm "Trotzdem", doch wird er auch ausführlich und aktuell den politischen Aschermittwoch der Parteien satirisch aufarbeiten.

Christian Springer: Wir müssen Freiheit aushalten , www.christian-springer.de; live: Mi., 14. Feb., 19.30 Uhr, Deutsches Theater, Schwanthalerstraße 13, 55 23 44 44; So., 18. Feb., Prinzregententheater, Prinzregentenplatz 12, 21 83 73 00.

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Quelle:
SZ vom 14.02.2018
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