Süddeutsche Zeitung

Regimekritiker in Iran:Sechs Jahre Gefängnis für Jafar Panahi

Der preisgekrönte Filmemacher solidarisierte sich mit zwei verhafteten Kollegen - jetzt wird ihm eine alte Strafe zum Verhängnis.

Er wollte sich nur solidarisch beim Staatsanwalt nach dem Schicksal von zwei verhafteten Kollegen erkundigen - jetzt muss er selbst für sechs Jahre hinter Gitter. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna hat die iranische Justiz am Dienstag bestätigt, dass der preisgekrönte Filmregisseur Jafar Panahi nicht mehr aus dem Ewin-Gefängnis in Teheran freikommt - eine frühere sechsjährige Haftstrafe müsse der 62-Jährige nun vollständig absitzen. Der Filmemacher, dessen "Taxi Teheran" 2015 den Goldenen Berlinale-Bären gewann, hatte in der Vergangenheit trotz Arbeitsverbot, Hausarrest und Ausreisesperre weiter Filme gedreht.

Die Kollegen, für die sich Panahi einsetzen wollte, waren kurz vor ihm festgenommen worden: Berlinale-Gewinner Mohammed Rassulof ( "Doch das Böse gibt es nicht") und Mostafa Al-Ahmad. Sie sollen nach Angaben der iranischen Justiz mit einem Aufruf die öffentliche Ordnung gefährdet und dabei auch mit Regimegegnern zusammengearbeitet haben. Mehr als 70 Menschen aus der iranischen Filmindustrie forderten mit dem Hashtag "Put your gun down" (Legt eure Waffe nieder) ein Ende der Polizeigewalt. Rassulof und Al-Ahmad sollen die Initiatoren gewesen sein. Hintergrund des Appells ist der Einsturz eines Hochhauses in der südwestiranischen Stadt Abadan mit mehr als 40 Todesopfern im Mai, der zu landesweiten Protesten und gewaltsamen Reaktionen von Polizei und Sicherheitskräften führte. Panahi hatte sich nach eigenen Angaben mit mehreren Hundert Filmschaffenden im Internet nach der Festnahme am Wochenende mit Rassulof und Al-Ahmad solidarisiert.

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