Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Unermüdliche Zeitzeugin

Die Autorin und Holocaust-Überlebende Inge Deutschkron ist gestorben.

Von dpa

Die Holocaust-Überlebende Inge Deutschkron ist gestorben. Als wache Mahnerin wider das Vergessen erzählte sie viele Jahrzehnte lang jungen Menschen ihre Lebensgeschichte. Ihre dramatische Autobiografie "Ich trug den gelben Stern", 1978 erschienen, machte sie berühmt.

Heimlich steckten ihr manche Berliner Lebensmittelmarken zu. Oder sie ließen unauffällig ein Stück Brot, einen Apfel in die Manteltasche der jungen Frau gleiten. Einige Mutige blinzelten ihrer mit dem Judenstern gebrandmarkten Mitbürgerin auf der Straße als Zeichen der Solidarität zu. "Die Mehrheit aber blickte mit ausdruckslosen Augen auf uns", erzählte die Holocaust-Überlebende und Autorin Inge Deutschkron einmal. Am Tag, als sie den gelben Judenstern abnahm, begann ihr Leben auf der Flucht. Versteckt überlebten Deutschkron und ihre Mutter die Terrorherrschaft der Nazis.

Deutschkron wurde am 23. August 1922 im brandenburgischen Finsterwalde geboren. Später arbeitete Deutschkron in Deutschland und Israel. 2013 hielt sie im Bundestag beim Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus eine bewegende Rede. Ungeachtet ihres Alters besuchte Deutschkron als Zeitzeugin unzählige Schulen und ermöglichte Begegnungen zwischen Holocaust-Überlebenden und Berliner Schülerinnen und Schülern. Zudem gründete sie den Förderverein "Blindes Vertrauen" und rief im Rahmen ihrer Stiftung zu Courage auf. Sie wurde 99 Jahre alt.

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