Süddeutsche Zeitung

Großformat:Auf Sand gebaut

Seit 50 Jahren baut der Künstler Michael Heizer an "City". Ein Blick auf das Jahrhundertprojekt mitten in der Wüste Nevadas - von dem niemand weiß, ob es jemals fertig wird.

Von Jörg Häntzschel

Was werden Archäologen in ein paar Tausend Jahren sagen, wenn sie im verlassensten Winkel von Nevada auf diese merkwürdigen Bauten stoßen? Auf ein über zwei Kilometer langes Band von Gräben, Hügeln und Plateaus? Ihnen wird das Gelände jedenfalls nicht weniger rätselhaft erscheinen als uns, wenn wir es in ein paar Jahren besuchen dürfen. Doch bis dahin schießt Michael Heizer auf jeden, der sich unbefugt nähert. Seit 50 Jahren lebt der Land-Art-Künstler in dieser Einöde aus staubigen Talsohlen und schrundigen Bergketten und baut an "City", seinem Lebensprojekt, der vermutlich größten Skulptur, die jemals geschaffen wurde. Manche der abstrakten Bauwerke erinnern an präkolumbianische Pyramiden. Andere könnten aufgegebene Rohbauten für Hightech-Anlagen sein, deren Zweck sich nicht mehr rekonstruieren lässt.

Heizer hat großzügige Förderer. Bis zu 17 Millionen Dollar soll er schon verbaut haben. Und doch ist "City" immer in Gefahr. Erst sollte hier eine Basis für MX-Interkontinentalraketen entstehen. Dann eine Bahntrasse für Atommülltransporte. Und immer wieder flackerte Interesse an den Öl- und Gasvorkommen unter der Wüste auf. Wenige Jahre bevor "City" voraussichtlich fertiggestellt wird, fordern Politiker und Museumsleute deshalb, das gesamte Garden Valley samt der acht Quadratkilometer Land, die Heizer über die Jahre zusammengekauft hat, unter Schutz zu stellen. Solange sie sich nicht durchsetzen können, gilt die Drohung des kompromisslosen Künstlers, er werde sein Werk zerstören, sobald man in die unberührte Wüstenlandschaft um seine menschenleere "Stadt" eindringe. Wir zeigen hier die ersten Bilder des unvollendeten Jahrhundertprojekts.

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Quelle:
SZ vom 30.05.2015
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