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Frei Otto:Architekt des Münchner Olympiadachs ist tot

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Frei Otto posthum mit Pritzker-Preis geehrt

Der Architekt Frei Otto ist tot. Der Schöpfer der Zeltdachkonstruktion des Münchner Olympiastadions sei bereits am Montag im Alter von 89 Jahren gestorben, bestätigte seine Witwe Ingrid der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend.

Posthum bekommt Frei Otto, der in Leonberg bei Stuttgart lebte, den renommierten Pritzker-Preis, wie ein Sprecher der Jury sagte. Die Auszeichnung gilt als sogenannter Nobelpreis für Architektur. Die Jury hatte den Preisträger eigentlich erst in rund zwei Wochen benennen wollen, die Verkündung dann aber nach dem Tod von Otto vorgezogen.

Otto habe vor seinem Tod noch von der Ehrung erfahren, berichtete die New York Times. "Ich habe nie etwas getan, um diesen Preis zu erhalten", habe er der Jury daraufhin gesagt. "Das Gewinnen von Preisen ist nicht mein Lebensziel. Ich versuche, armen Menschen zu helfen. Aber was soll ich sagen, ich bin sehr glücklich."

Otto ist der 40. Träger des Pritzker-Preises und erst der zweite Deutsche überhaupt, der die begehrte Auszeichnung erhält. Die Jury würdigte ihn als "Architekten, Visionär, Utopisten". Die für den 15. Mai in Miami geplante Verleihung des Preises solle trotzdem stattfinden, teilte die Pritzker-Jury mit. Eigentlich hatte Otto dabei die Auszeichnung von Star-Architekt und Pritzker-Preisträger Frank Gehry (86) verliehen bekommen sollen. Stattdessen würden bei der Veranstaltung nun zahlreiche frühere Pritzker-Preisträger des Lebens und Werks von Otto gedenken.

Für sein Lebenswerk war er 2005 bereits von der britischen Königin Elizabeth II. mit der Royal Gold Medal des Königlichen Institutes Britischer Architekten geehrt worden.

Inspiration aus der Natur

Der 1925 im sächsischen Siegmar geborene Otto war Sohn eines Bildhauers und Schüler des Star-Architekten Mies van der Rohe (1886-1969). Neben der Zeltdachkonstruktion des Münchner Olympiastadions entwarf er gemeinsam mit Kollegen unter anderem auch den Japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover und das Spinnennetzdach über dem Deutschen Zeltpavillon für die Weltausstellung 1967 in Montréal. Auch in Kassel, Köln und in der arabischen Welt war Otto tätig. Eine Zeit lang arbeitete er auch am umstrittenen Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 mit, distanzierte sich dann aber davon.

Bei seinen Entwürfen arbeitete der Architekt mit Formen, die der Natur entlehnt sind. Seine Zeltbauweise und die gespannten Membrankonstruktionen sorgten immer wieder für Aufsehen.

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