Süddeutsche Zeitung

Filmtipp des Tages:Ware Liebe

Die Dokumentarfilmerin Elke Margarete Lehrenkrauss beleuchtet den Alltag in mobilen Wohnwagenbordellen in Deutschland

Kann Sexarbeit aus freiem Willen geschehen oder ist sie immer Ausdruck von Unterdrückung? Diese Debatte ist komplex. In der Realität stehen vor allem zahlreiche Einzelschicksale von Prostituierten dahinter, die viel zu selten eine Stimme und ein Gesicht haben. Der Dokumentarfilm "Lovemobil" von der deutschen Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss bricht mit dieser Anonymität und macht sich auf die Suche nach dem Alltag der Individuen hinter den mobilen Wohnwagenbordellen auf der B 188 und B 4 in Niedersachsen. Nachdem mehrere Frauen den Dreharbeiten zugestimmt hatten, blieben am Ende nur zwei davon übrig. Milena aus Bulgarien und Rita aus Nigeria gewähren dem Kinopublikum Einblicke in das ewige Warten, die Anonymität auf der Landstraße und die Freiheit der Freier, mit ihnen umzugehen, wie es ihnen passt. Der erste Langfilm der 40 Jahre alten Dokumentarfilmerin hatte beim Dok-Fest in München Premiere, wird am 14. August beim Locarno Film Festival gezeigt und ist davor bei den Filmkunstwochen zu sehen, dem Festival der Arthouse-Kinos in München: an diesem Donnerstag im City, in Anwesenheit der Regisseurin. Freier Wille hin oder her - in "Lovemobil" wird zumindest diese Form der Sexarbeit als Produkt globaler kapitalistischer Ungleichheit enttarnt.

Lovemobil , D 2019, Regie: Elke Margarete Lehrenkrauss, Donnerstag, 1. August, 21.15 Uhr, City Kinos, Sonnenstraße 12, t 59 19 83, www.filmkunstwochen-muenchen.de

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SZ vom 01.08.2019 / lhma
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