Süddeutsche Zeitung

Filmkunst:Verflixt

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Das Filmfest in Cannes zeigt nur noch echte Kino-Filme im Wettbewerb. Geht es nach Steven Spielberg, sollen sich Streamingdienste mit ihresgleichen messen: "Bist du für das Format eines Fernsehers gemacht, bist du ein Fernsehfilm."

Von Susan Vahabzadeh

Thierry Frémaux, der künstlerische Direktor des Filmfestivals in Cannes, will für Streaming-Dienste produzierte Filme aus dem Wettbewerb verbannen. Die Netflix-Filme "The Meyerowitz Stories" und "Okja" habe er 2017 nur in den Wettbewerb aufgenommen, sagt Frémaux, weil er glaubte, er könne Netflix überzeugen, die Filme dann auch im regulären Kino-Betrieb zu zeigen. Das klappte nicht, nicht einmal für ein paar Tage, weil in Frankreich zum Schutz der Kinobetreiber Filme nicht am Tag des Kinostarts auch als Streaming freigeschaltet werden dürfen. Nun hat das Festival einfach seine Regeln geändert und verlangt, dass Filme, die im Wettbewerb laufen, danach zuerst im Kino ausgewertet werden müssen.

Frémaux hält die Streamingdienste Netflix und Amazon trotzdem für wichtige Faktoren in der Filmbranche. Auf Festivals seien die Firmen aber vor allem am roten Teppich interessiert - außer Konkurrenz will er das weiter erlauben. Die Produktionen, inzwischen oft mit großen Budgets von namhaften Regisseuren inszeniert, seien aber eine Kreuzung aus Fernseh- und Kinofilm. Ist eigentlich klar: Ein Netflix-Film kann gar nicht so gemacht sein, dass er die große Leinwand braucht. Allerdings wird heute auch bei Kinofilmen oft Rücksicht auf die spätere Bildschirm-Auswertung genommen, Großaufnahmen, früher selten, gehören zum Standard.

Regisseur Steven Spielberg geht trotzdem noch weiter: "Bist du für das Format eines Fernsehers gemacht, bist du ein Fernsehfilm." Der Netflix-Film "Mudbound" war in diesem Jahr für vier Oscars nominiert. Dafür, so Spielberg, gebe es die Emmys. "Ich denke nicht, dass Filme, die als symbolische Qualifikation weniger als eine Woche lang in ein paar Kinos gelaufen sind, für eine Oscarnominierung in Frage kommen sollten."

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Quelle:
SZ vom 27.03.2018
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