Comicverlag in der Krise: Hilferuf aus der Schweiz

Der Comicverlag Edition Moderne steht angeblich kurz vor der Pleite. Eine Crowdfunding-Aktion soll das Unternehmen retten.

Nachdem der Berliner Reprodukt Verlag im vergangenen Jahr Fans und Leser um finanzielle Hilfe bat, startet nun auch die Schweizer Edition Moderne, ein weiterer wichtiger Verlag der deutschsprachigen Comicszene, eine Crowdfunding-Aktion. Sie geht bis zum 23. Juni und soll das in Zürich ansässige Unternehmen vor der Pleite retten. "Wenn die Verkäufe wie bisher weitergehen, geht der Edition Moderne im Frühjahr 2024 das Geld aus", sagt Claudio Barandun vom Leitungsteam des Hauses.

Der Verlag wurde 1981 gegründet und ist ein Pionier des europäischen Autoren- und Avantgarde-Comics. Er brachte unter anderem Marjane Satrapis Graphic Novel-Klassiker "Persepolis" heraus, Arbeiten von Jacques Tardi oder des Comicreportage-Pioniers Joe Sacco. Grafisch sind die Bücher häufig anspruchsvoll, zu den Comickünstlern aus deutschsprachigen Raum gehören etwa Thomas Ott oder Anke Feuchtenberger. Vor drei Jahren wurde die Edition Moderne von einem neuen Leitungsteam, Julia Marti, Claudio Barandun und Marie-France Lombardo, übernommen, das "einen intensiven Innovations- und Transformationsprozess angestoßen" habe, wie es heißt.

Solchen Humor in der Krise gibt es womöglich nur in der Comicszene

Das Verlagsprogramm wurde seitdem noch stärker in Richtung künstlerisch anspruchsvoller Comics entwickelt. Neben den gestiegenen Papier- und Transportkosten sei es auch dieser Umbruch, der den Verlag in finanzielle Schwierigkeiten bringe. "Transformation braucht Zeit." Nun hofft man auf Unterstützung aus der Comic-Szene, die schon beim Reprodukt Verlag erstaunlich großzügig war, um "ihren" Lesestoff zu retten. Die Edition Moderne verspricht Spendern als Dank für ihre Hilfe unter anderem Verlagssouvenirs, darunter eine Tasche mit dem Aufdruck "Too big to fail". Solchen Humor in der Krise gibt es womöglich nur in der Comicszene.