Süddeutsche Zeitung

Dita Von Teese im Interview:Frauen als "Freiwild"

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Dita Von Teese, die berühmteste Burlesque-Tänzerin der Gegenwart, spricht über Männer, Feminismus und den Kampf der Geschlechter.

Von Torsten Groß

Die 1972 geborene amerikanische Performance-Künstlerin Heather Renée Sweet alias Dita Von Teese hat lange als Stripperin gearbeitet, bevor sie die berühmteste Burlesque-Tänzerin der Gegenwart wurde. Nun hat sie mit dem französischen Hipster-Chansonnier Sébastien Tellier ein somnambules Synthie-Pop-Album aufgenommen: "Dita Von Teese" (Record Makers). Burlesque ist die Kunst des selbstbewussten Striptease mit grotesken und parodierenden Elementen, ein erotisches Spiel mit Diskretion und Rollenerwartungen. Mit anderen Worten: Wie erlebt eigentlich eine Künstlerin wie Dita Von Teese zu Feminismus und Geschlechterkampf im Jahr 2017?

Der Fall Harvey Weinstein, erzählt sie im SZ-Interview, habe sie jedenfalls alles andere als überrascht: "Ich kannte diese Geschichten schon seit Jahren. Man hat das aber immer mit einem gewissen Schulterzucken hingenommen." Die übliche Reaktion sei gewesen: "Männer sind eben so." Von konkreten Straftatbeständen in Hollywood habe sie allerdings keine Kenntnis gehabt, aber es sei "ein schmaler Grat zwischen Aggression, also tatsächlicher sexualisierter Gewalt, und der Ausnutzung patriarchaler Machtverhältnisse". Besonders über diese Formen des Machtmissbrauchs hätte jedoch längst viel mehr geredet werden müssen. Die Debatte verdeutliche, "in welchem Ausmaß Frauen überall auf der Welt tagtäglich als Freiwild angesehen werden" und dass es für die meisten Frauen ein völlig normaler Bestandteil ihres Lebens ist, mit dieser Tatsache umzugehen.

Man müsse aber auch aufpassen, dass das Geschlechterverhältnis nicht zusätzlich verkrampft werde: "Wenn mich jemand küssen will, von dem ich nicht geküsst werden möchte, ist das noch kein Missbrauch." Wenn sie in ihrem Leben jedes Mal einen Dollar bekommen hätte, wenn ein Schauspieler oder ein Journalist sie bei gemeinsamen Selfies am Hintern berührt hätten, müsste sie zwar nicht mehr arbeiten. Aber wenn sie sich darüber öffentlich beschweren würde, käme ihr das vor, als würde sie die Erfahrungen einiger ihrer Freunde, die Opfer von schwerem Missbrauch geworden sind, marginalisieren.

Ansonsten sei es ihr bislang schlicht gelungen, sich die falschen Männer vom Hals zu halten. Donald Trump zum Beispiel, den sie vor Jahren einmal treffen musste: "Er konnte mich von Anfang an nicht ausstehen. Gut so."

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