Süddeutsche Zeitung

Das ist schön:Oper von Enkeln

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Das Jewish Chamber Orchestra und seine Schule für Kinder

Von Barbara Hordych

Vor Herausforderungen hat Andrea Schönhofer in ihrem Beruf schon öfters gestanden. In ihrer Zeit als Dramaturgin an der Bayerischen Staatsoper war sie etwa in die Gestaltung der Bilderwelten der katalanischen Schauspieltruppe La Fura dels Baus eingebunden, die Puccinis "Turandot" mit Lichteffekten, einem Schlittschuh-tauglichen Boden, Trapezkünstlern, Videoeinspielungen und 3D-Effekten auf die Bühne brachten. Trotzdem empfinde sie es als eine noch größere Herausforderung, was sich der Dirigent Daniel Grossmann mit der Opernschule seines Jewish Chamber Orchestra Munich (JCOM) vorgenommen habe: Die Inszenierung von Benjamin Brittens Kinderoper "Noahs Flut", die von 2. bis 6. November in der Reithalle mit 120 Kindern und Jugendlichen zur Aufführung kommt.

Als "gigantomanisches Unterfangen" bezeichnete Schönhofer, inzwischen Dramaturgin der Opernschule, das Projekt bei der Vorstellung der Saison 2019/2020 des JCOM im Prinzipal. Denn ein Großteil der Kinder hatte zuvor weder in einem Chor gesungen noch ein Instrument in der Hand gehalten. "Die Jüngsten waren sechs Jahre alt und konnten noch nicht einmal lesen, wussten ihre rechte und ihre linke Hand nicht zu unterscheiden", erinnert sich Andrea Schönhöfer. Mittlerweile sind zwei Jahre Vorbereitungszeit vergangen, und selbst die Jüngsten wissen sehr wohl, wie sie Töne erzeugen können - ob als Sänger oder Musiker.

Ganz bewusst habe man darauf verzichtet, eine bestimmte Schule als Kooperationspartner anzusprechen, sagt Daniel Grossmann. Ziel war es, für die Opernschule Teilnehmer möglichst unterschiedlicher Herkunft zu gewinnen. Sie kommen aus dem Bellevue di Monaco oder dem Kulturhaus Milbertshofen, vom Nymphenburger oder Käthe-Kollwitz-Gymnasium, sie stammen aus München, Bad Tölz oder dem Dachauer Hinterland. Vor dem Hintergrund des Anschlags in Halle halte Grossmann es für besonders wichtig, zeitgenössisches jüdisches Leben in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. Wofür auch die Kooperationen seines Orchesters mit den Kammerspielen - die Reihe "Flimmerkammer", in der das JCOM Stummfilme begleitet, wird um Varieté-Darbietungen erweitert - und dem Museum Villa Stuck stehen. "Ich setze weiter auf Offenheit", sagte er. Und das ist schön.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2019
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