Süddeutsche Zeitung

Stummfilm:Fritz Kortner als Beethoven

Ein Stummfilm von 1927, neu aufgelegt, zeigt ein berührendes Bild des Komponisten.

Von Fritz Göttler

Wie Ihre Musik den unglücklichen Herzen gut tut, sagt eine der vielen empfindsamen Frauen um Ludwig van Beethoven... Der österreichische Stummfilm "Beethoven", gedreht von Hans Otto Löwenstein 1927 zum hundertsten Todestag, vom Filmarchiv Austria restauriert und nun in der Arte Edition zum 250. Geburtstag auf DVD erschienen (absolut MEDIEN), steckt den musikalischen Star in einen Kokon von Liebe und Zuneigung. In dessen Innerem aber wächst die Einsamkeit, die unerträglich wird mit seiner Taubheit. Wenn er bei Wiederaufnahme des "Fidelio" noch einmal ans Dirigentenpult tritt, zappeln die Orchestermusiker rum wie eine unbeaufsichtigte Schulklasse. Fritz Kortner, damals ein expressiver Bühnenstar, gibt den Beethoven wunderlich in sich verschlossen. Als er sich aus Wien zurückzieht, zockelt sein Wagen durch die Landschaft, hinten aufgepackt das Klavier, hochkant, trotzig, und seine Einsamkeit ist so fragil wie die des Grafen Orlok, wenn der mit seinem Sarg unter dem Arm durch Wisborg stapft in Murnaus "Nosferatu".

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