Süddeutsche Zeitung

Autorenstreit:Uwe Tellkamp sagt Lesereise ab

Der Autor sehe eine "nicht unerhebliche Gefahr, dass seine Lesungen zweckentfremdet und von Kräften gekapert werden", so sein Verlag. Tellkamp war wegen rechter Positionen in die Kritik geraten.

Der Schriftsteller Uwe Tellkamp hat seine für März geplante Lesereise in Norddeutschland abgesagt. Tellkamp fühle sich derzeit nicht in der Lage, vor Publikum zu lesen, erklärte der Eichthal-Verlag am Donnerstag in Eckernförde. Der Autor sehe eine "nicht unerhebliche Gefahr, dass seine Lesungen zweckentfremdet und von Kräften gekapert werden, die mit Literatur wenig oder nichts zu tun haben".

Der Eichthal-Verlag gibt das jüngste Buch von Tellkamp "Die Carus-Sachen" heraus. Auf einer Podiumsdiskussion am Donnerstag vergangener Woche in Dresden hatte Tellkamp sich kritisch zur deutschen Flüchtlingspolitik und zum politischen Islam geäußert. Unter anderem sagte er, 95 Prozent der Migranten flöhen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern wollten in deutsche Sozialsysteme einwandern. Daraufhin war ihm Nähe zur AfD und zur ausländerfeindlichen "Pegida"-Bewegung vorgeworfen worden.

Der Suhrkamp-Verlag, bei dem Tellkamps Bestseller "Der Turm" erscheint, distanzierte sich daraufhin von dem Autor. Bei der Lesereise vom 19. bis 23. März waren Stationen in Schleswig, Kiel, Lübeck und Hamburg vorgesehen. In dem Buch "Die Carus-Sachen" schildert der Arzt Tellkamp Leben und Werk des Dresdner Mediziners Carl Gustav Carus, der zugleich auch Schriftsteller, Maler und Naturphilosoph war.

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