Süddeutsche Zeitung

Ausstellung in der SZ:Auf der Suche nach Erholung - oder einem besseren Leben

Menschen verlassen ihre Heimat, weil sie sich ganz unterschiedliche Dinge erhoffen. Eine SZ-Ausstellung widmet sich diesen "Beweggründen".

Von Carolin Gasteiger

Sie machen sich auf den Weg in die Fremde, ins Unbekannte, in eine hoffentlich bessere Zukunft: Menschen zwischen Aufbruch und Ankunft. Mit ihnen setzt sich die Ausstellung "Beweggründe" im Foyer des Süddeutschen Verlags in München auseinander. Im Bild: Italienischer Gastarbeiter 1966 in Wolfsburg, fotografiert von Max Scheler

Viele - wie diese Italiener - kamen in den Sechzigerjahren der Arbeit wegen nach Deutschland. Heute würde man sie wohl "Wirtschaftsflüchtlinge" nennen. Ihre Gesichter strahlen vor Vorfreude und Hoffnung auf ein besseres Leben. Fotografiert hat sie der ungarische Fotograf Jenö Kovács.

Nicht nur junge Männer, auch Familien hofften auf ein neues Leben - wie diese junge Mutter, die Max Scheler 1966 in Hamburg aufgenommen hat. Die Ausstellung im SZ-Hochhaus vereint unterschiedliche Themen- und Lebenswelten und die Werke unterschiedlicher Fotografen.

Andere Menschen fangen Ende der Fünfzigerjahre an, in die Gegenrichtung zu reisen - etwa an die Adria. Der Münchner Fotograf Alfred Strobel hielt diese Begegnung von jungen Italienern und Touristinnen 1959 fest. Zu dieser Zeit entwickelte sich langsam der Massentourismus.

Viel früher, bereits in den 1910er Jahren, fingen Otto und Georg Haeckel eine koloniale Form des Tourismus ein. Im nordindischen Himalaja tragen Einheimische europäische Reisende über die Berge. In gewisser Weise war das die Urform des Everest-Massenbesteigungswahnsinns von heute.

Eine eher politische Perspektive nahm der Münchner Fotograf Kurt Schraudenbach ein. Er zeigt den Schulunterricht 1957 in einer Klasse, in der sogenannte Besatzungskinder waren: Kinder einheimischer Frauen und ausländischer, oft schwarzer Soldaten.

Aufbruch und Ankunft beziehen sich nicht nur auf Deutschland. Erich Salomon begleitete Auswanderer zur Prüfstelle auf Ellis Island vor New York, wo sie in der großen Halle darauf warten, in die USA gelassen zu werden. In das Land, das ihnen eine neue Heimat werden sollte.

Alle schauen auf den Zeppelin: Als 1932 das Luftschiff LZ 127 aus Berlin in Rio de Janeiro landete, eilten die Einwohner neugierig zum Strand. Martin Munkácsis Aufnahme hängt für den Themenkomplex "Welterkundung" in der Ausstellung.

Hut an Hut warten diese Männer nicht etwa auf die Einreise in ihre neue Heimat, sondern auf das erste internationale Motorsportrennen. Es führte 1908 von New York über Moskau nach Paris, die Fahrer rasten dabei auch durch Berlin. Auf dem Bild der Brüder Haeckel warten die Zuschauer auf Hans Koeppen, einen Teilnehmer, der regelmäßig von seiner Motorsportreise telegrafierte - und damit den Aufbruch und die Entwicklung der Presse- und Fotografiegeschichte illustrierte und vorantrieb.

Die einen warteten vor New York, die anderen vor Berlin. Claude Jacobys Aufnahme zeigt ein Notaufnahmelager für DDR-Flüchtlinge. Bei dieser jungen Frau scheint die Hoffnung auf ein besseres Leben schon getrübt zu sein.

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