Süddeutsche Zeitung

ARD-Musikwettbewerb:Ätherisch bis tänzerisch

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Kai Strobel gewinnt das Schlagzeug-Finale

Von Klaus Kalchschmid, München

Beim vierten und letzten Finale des 68. Internationalen Musikwettbewerbs der ARD, wie der Name eines des größten und bedeutendsten Wettbewerbe im Bereich der Klassik korrekt heißt und der heuer in den Fächern Cello, Fagott, Klarinette und Schlagzeug ausgetragen wurde, war man noch einmal gespannt. Denn mit Aurélien Gignoux, der "Focs d'artifici" von Ferran Cruixent spielte, sowie Weiqi Bai und Kai Strobel, die beide nacheinander die Solisten in Avner Dormans "Frozen in Time" waren, durften drei gleichermaßen hervorragende Schlagwerker zusammen mit dem Symphonieorchester des BR unter Eun sun Kim ihre Fähigkeiten einmal mehr beweisen.

Während der 23-jährige Chinese die drei Sätze "Indoafrica", "Eurasia" und "The Americans" solide, aber wenig um musikalische Zusammenhänge oder gar außermusikalische Bezüge bemüht spielte, hörte man beim 27-jährigen Deutschen Kai Strobel im Finalsatz wunderbar tänzerische latein-amerikanische Rhythmen, aber auch differenzierte Marimbaphon-Klänge und im leisen, langsamen Mittelsatz viel Ätherisches. Dieser Farbenreichtum, gepaart mit prägnanter Akzentuierung bedeutete zu Recht den mit 10 000 Euro dotierten ersten sowie den Preis des Publikums, für Weiqi Bai aber nur den dritten Platz (5000 Euro).

Zu Beginn spielte Aurélien Gignoux (Frankreich/Schweiz), der dank herausragender Leistungen in der zweiten Runde und im Semifinale für viele als Favorit galt, ein anderes, auch andere Fähigkeiten erforderndes Werk. Das Cruixent-Konzert, 2008 komponiert für Peter Sadlo, den ARD-Preisträger 1985, ist ebenfalls Programmmusik, schreibt doch der Komponist als Spielanweisung "Wie ein grotesk fetter Soldat mit Größenwahn" für den ersten Satz ("Fanfarra de fusta") und als Beschreibung für "Correfocs - Feuerläufer": "Traditionelle nächtliche Feier in Katalanien mit Feuerwerk und unkontrolliert herumspringenden Männern, die als Teufel verkleidet sind." Welch' eine Einladung für den 22-jährigen Gignoux, so richtig draufloszuspielen, was der dann mit Facettenreichtum im Trommeln an verschiedensten Instrumenten auch tat, aber nie rohe Gewalt walten ließ. Dafür bekam er den zweiten Preis und 7500 Euro, sowie für seine farbige, präzise Darbietung von Younghi Pagh Paans "Klangsäulen" den Preis für die beste Interpretation des zeitgenössischen Auftragswerkes.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2019
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