Süddeutsche Zeitung

Windenergie:Hauptsache, die Luft scheppert

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Söder fordert Subventionen für den Ausbau der Windenergie im Süden. SZ-Leser sehen das kritisch.

Zu "Flaute im Süden" vom 22. November:

Einfachste Physik

Die Ministerpräsidenten der Länder Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen haben bei der EU-Kommission eingefordert, dass auch im Süden Deutschlands die erneuerbaren Energien ausgebaut werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Die Bundesregierung hat eine Windquote für den Süden beschlossen. Die Ministerpräsidenten mahnen bezüglich der Installation von Windkraft einen fairen Wettbewerb an. Bevor man aber jammert, sollte man sich erst einmal mit den technischen und physikalischen Rahmenbedingungen vertraut machen.

Das meteorologische Bundesamt in Offenbach und viele andere Gesellschaften präsentieren Deutschland-Windkarten, die zeigen, dass die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten im Norden bei circa acht Metern pro Sekunde, im Süden dagegen bei etwa sechs oder weniger liegen. Aus süddeutscher Sicht haben also die Nordländer einen Wind, der eine um ein Drittel höhere Geschwindigkeit hat. Man kann aufgrund dieser Zahlen davon ausgehen, dass die Erträge im Norden höher sind als im Süden. Und diese Differenz soll nun durch Subventionen ausgeglichen werden? Da Investoren weitgehend private Unternehmer sind, kann man von ihnen nicht verlangen, dass sie in solche Projekte investieren. Der Autor beurteilt das sehr sanft: "Der Süden ist schließlich nicht so verwöhnt mit Wind wie der Norden." Wie extrem die Unterschiede tatsächlich sind, hat er wohl nicht bedacht.

Aber warum werden in Bayern trotzdem Windräder gebaut? Das liegt daran, dass es trotz des niedrigen Durchschnittswerts auch Gegenden mit höheren Windgeschwindigkeiten gibt. Bei Wikipedia oder beim Fraunhofer-Institut findet man entsprechende Karten, die die Standorte der Windparks zeigen. Man sieht sehr gut, wo sich die Windkraftanlagen befinden - hauptsächlich im Bayerischen Wald. Diese Unterschiede mit Fördergeldern zuzukleistern, wäre typisch für Deutschland, aber an Dummheit nicht zu überbieten. Die EU-Kommission hat das erkannt. Leider kann auch die bayerische Regierung nicht so viel Wind machen, dass sich der Bau lohnt.

Prof. Dr. Hans Gipper, Aachen

Fähnchen im Wind

Da besitzt Ministerpräsident Markus Söder doch wirklich die bodenlose Frechheit, sich gegen eine mögliche Förderbenachteiligung im Windenergieausbau des Südens zu beschweren. Ich erinnere daran, dass Markus Söder an der 10-H-Regelung von Horst Seehofer festhält! Wahrscheinlich hofft Söder, dass er auch noch als heiliger Bittsteller dastehen möge, weil er sich ja darum kümmert, dass der Süden hinsichtlich Förderungen nicht benachteiligt wird. Diese verlogene "Fähnchen im Wind"-Politik! Ich bin gespannt, an wie viel Förderung und an wie viele Windräder Markus Söder so denkt. Oder ist es nur reinster Populismus? Vor allem frage ich mich, wo sie nach der Abstandsregelung stehen sollen, diese geförderten Windräder? Wenn nicht bald Schluss ist mit dem Kasperltheater, wird mit solch dummen Ablenkungsmanövern die Klimawende vergeigt.

Robert Philipp, Pöcking

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Quelle:
SZ vom 15.12.2021
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