Süddeutsche Zeitung

WDR:Der Fall El-Hassan

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Kontroverse Leserstimmen zur Entlassung einer Fernseh-Journalistin. Ein Vorgang, der vor allem eskaliert ist, weil da der Nahost-Konflikt eine wichtige Rolle spielt.

Zu "Eine Frage des Standpunkts" vom 4. November, "Glaubenssachen" vom 11. November:

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Da ich die öffentliche Debatte um Frau Nemi El-Hassan nur am Rande verfolgt habe, kann ich mich inhaltlich nicht fundiert und differenziert dazu äußern. Den als Stellungnahme von Frau El-Hassan veröffentlichten Gastbeitrag in der Berliner Zeitung als Abrechnung mit dem WDR und den Deutschen zu rahmen, so wie es Laura Hertreiter in ihrem Artikel nahelegt, erscheint mir nach wiederholter Lektüre des entsprechenden Gastbeitrags aber als zu einseitig dargestellt. Besonders wirkungsvoll die stilsicher formulierte Parallelisierung im folgenden Tenor: Während der WDR also den Vorgang noch prüft, rechnet Frau El-Hassan bereits ab.

Frau El-Hassans Darstellungen zu kollektiven Abwehrreflexen der Deutschen mangelt es sicherlich an notwendigen Differenzierungen unter Berücksichtigung diverser Aspekte. Dieser grundlegende Mechanismus, insbesondere mit Blick auf die jüngere deutsche Vergangenheit, erscheint aber plausibel und durch zahlreiche sozialhistorische beziehungsweise sozialpsychologische Studien auch gut belegt.

Gerade nachdem von der Autorin ein sehr hoher, für mich auch gut nachvollziehbarer und notwendiger journalistischer Anspruch an die Trennung von Privatperson, Aktivistin und Journalistin eingefordert wird, hätte ich mir gewünscht, dass der Text, den Laura Hertreiter geschrieben hat, als Stellungnahme der Redaktion oder als Meinungsbeitrag der Autorin gekennzeichnet worden wäre.

Alexander Rumpel, München

Gutes Recht

Es ist selbstverständlich das Recht einer Rundfunkanstalt wie des WDR, sich die geeigneten Journalisten und Journalistinnen mit Blick auf ihre demokratische Einstellung und ihre Professionalität auszusuchen. Genauso ist es nachvollziehbar, dass Frau El-Hassan durch die schlimmen Erfahrungen ihrer palästinensischen Familie (wenn es wahr ist) eine Prägung erfahren hat.

Allerdings gilt für Journalisten und Journalistinnen bekanntlich: Sie müssen stets Personen und Beruf trennen können. Das scheint bei Frau El-Hassan nicht der Fall zu sein. Deshalb kommt sie für eine wichtige Position beim WDR eben nicht infrage.

André Maßmann, Duisburg

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Quelle:
SZ vom 13.11.2021
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