Süddeutsche Zeitung

Sprachlabor:Gärtnerin, aber anders

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Darf man heutzutage Kindergärtnerinnen noch so nennen? Unser Sprachlaborant hat sich angesichts dieser Frage einer Leserin diverse Webseiten, aber auch die bayerische Fachakademieordnung genauer angeschaut.

Von Hermann Unterstöger

MIT VIEL HERZ wurde die von der Politik oft stiefmütterlich behandelte Kindergärtnerin zur "Mitarbeiterin der Woche" ernannt. Das Herz allein bringt es aber nicht, findet unsere Leserin B.-Z., wenn ihm nicht Sachverstand zur Seite steht - in diesem Fall das Wissen, dass es die Berufsbezeichnung Kindergärtnerin schon längere Zeit nicht mehr gibt. Wir könnten uns jetzt hinter Jobbörsen wie Karrieresprung.de verschanzen, die am alten Berufsnamen ersichtlich nichts Ehrenrühriges finden. Das tun wir aber nicht. Vielmehr verweisen wir aufs Recht, beispielsweise auf die bayerische Fachakademieordnung (FakO), die von der "Staatlich anerkannten Erzieherin" und dem "Staatlich anerkannten Erzieher" spricht.

ZUM DRITTEN UND LETZTEN MAL sei, diesmal auf Anregung von Leserin B., daran erinnert, dass Pfründe nicht der Plural von Pfrund ist, sondern dass es sich bei diesem Wort verhält wie bei der Sünde: eine Sünde, mehrere Sünden. Hierzu ein Schmankerl aus dem Grimm: "PFRÜNDENFRESSER, m. so hieszen in der reformationszeit die sogenannten curtisanen, welche vorgaben, vom päpstlichen Hofe anweisung auf pfründen zu besitzen, und solche in besitz nahmen."

VON EINEM GASTAUTOR stammte folgender Satz: "Mit einer solchen Gesetzesänderung könnte die katholische Kirche mit Papst Franziskus verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen." Leser E. hält es für "fast schon tragisch", dass der Autor, ein führender Kirchenrechtler nebenbei, ausgerechnet seine Conclusio so missverständlich formuliert, dass sich zwei völlig gegensätzliche Lesarten zur Rolle des Papstes daraus ableiten lassen: "Hat die Kirche ihre Glaubwürdigkeit mit ihm verloren oder soll sie diese (vorher verlorene) mit ihm nun zurückgewinnen?" Herrn E. zufolge hätte ein Relativsatz für Klarheit gesorgt. Noch leichter wäre es gewesen, wenn die Redaktion im Rahmen ihrer Autorenpflege ein die eingesetzt hätte, sei es nun vor oder hinter dem Papst.

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Quelle:
SZ vom 08.12.2018
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