Süddeutsche Zeitung

Sprachlabor:Bis zum Uluru

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Die große Maria Theresia - war sie nun Kaiserin oder Königin? Was ist der Unterschied zwischen Opus Magnus und Opus magnum? Hermann Unterstöger klärt auf und macht gleich noch einen Ausflug zum heiligen Berg Uluru.

Von Hermann Unterstöger

MARIA THERESIA wurde bei uns in den vergangenen zehn Jahren 70-mal Kaiserin genannt, eine Titulierung, die Leser R. auf die Nerven geht. So berechtigt sein Groll ist, so wenig wird der Anlass dafür aus der Welt zu schaffen sein: Obwohl Maria Theresia in der Tat keine Kaiserin war, sondern Königin, Erz-, Groß- sowie normale Herzogin und was nicht noch alles, wird sie meist als Kaiserin geführt - immerhin war ihr Gemahl Franz Stephan Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (nicht Österreichs, wie ja auch Joseph II. römisch-deutscher Kaiser war). Auf ihrem Sarkophag in der Kapuzinergruft zu Wien wird Maria Theresia der Titel "Imperatr." ( imperatrix, Kaiserin) zuerkannt, womit wir's gut sein lassen wollen.

ANDERS ALS OBIGE KAISERIN kam das Wort raderdoll seit 2009 bei uns nur zweimal vor, und dabei kann es, wenn es nach Leser D. geht, auch bleiben. Am Niederrhein und drumherum verwendet man raderdoll für völlig verrückt, aufgedreht; Landeskundlern zufolge lautet die Steigerung rade- oder raderkastendoll.

"OPUS MAGNUS" statt korrekt Opus magnum: Das, denkt man sich zusammen mit Leser Dr. S., kann überhaupt nicht vorkommen. Tatsächlich weist unser Archiv für die letzten zehn Jahre 34 Treffer aus, doch war davon nur einer eine Fehlleistung (oder ein Tippfehler, wer weiß). Die restlichen 33 gingen aufs Konto einer Kunstausstellung mit dem Titel "(R)EVOLUTION Opus Magnus", auf die immer wieder im Terminkalender aufmerksam gemacht wurde. Ob hinter dem falschen Genus ein Witz steckte, bleibt offen.

DER BERG ULURU ist den Aborigines heilig und darf nicht mehr bestiegen werden. Bei uns wurde das als "Besteigungsverbot des Uluru" vermeldet, was Leser Dr. D. so verstand, als hätte der Uluru das Verbot erlassen. Das hat er nicht, doch gerät er dank des schiefen Bezugs in den illustren Kreis der vierstöckigen Hausbesitzer und wollenen Strumpffabrikanten.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2019
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