Süddeutsche Zeitung

Steuerlast Kinderloser:Ansichtssache - mit hohem Streitpotenzial

Lesezeit: 2 min

Wie eine Gesellschaft steuerlich mit Nachwuchs umgeht, ist eine umstrittene Sache. Auf den Generationenvertrag pochen die einen, auf individuelle Freiheit die anderen.

"Heilige Steuerlast" vom 24./25./26. Dezember:

Folgen für die Pension

Sie lassen einen, wenn nicht den wichtigsten Grund für die höhere Besteuerung Kinderloser weg: Es gibt einen Generationenvertrag, der die Pensionen sicherstellt. Dieser wird von den Kindern getragen. Wenn sich nun jemand für Kinderlosigkeit entscheidet, muss er sich seine Pension also selbst verdienen. Dies geschieht meiner Meinung nach durch die höhere Besteuerung in vielen Bereichen. Man könnte diese Besteuerungen und Vergünstigungen natürlich streichen. Dann sollte man aber offen darüber reden, dass auf Grundlage der Lebenserwartung jeder, der keine Kinder bekommen will, einen Pensions-Fixbetrag, so wie die Lohnsteuer, vom Gehalt abgezogen bekommt. Sollte derjenige nun mit, sagen wir, 35 Jahren drauf kommen, sich doch einen Kinderwunsch zu erfüllen, wie sollte man ihm/ihr den Betrag zurückzahlen? Also einfach nicht zu Ende gedacht.

Rolf Schweikardt, Attnang-Puchheim/Österreich

Kinderlose ohne Lobby

Endlich mal ein Artikel, der dieses Thema aufgreift! Menschen, die in unserem Land ohne Kinder leben - aus welchen Gründen auch immer -, werden ständig zur Kasse gebeten und tragen eine deutlich höhere Steuerlast als Menschen mit Kindern. Wenn dieses Thema von Betroffenen, die möglicherweise unter ihrer Kinderlosigkeit leiden, angesprochen wird, stoßen sie leider auf wenig bis gar kein Verständnis. Tatsächlich gibt es so viele Lebensentwürfe, wie es Menschen gibt. Allerdings werden in Deutschland lediglich Familien in höchstem Maß gefördert und unterstützt. Leider gibt es in unserer Gesellschaft keine Lobby für Kinderlose.

Sigrid Theißing-Weber, Greven

Kind oder Yacht

Die Autorin scheint tatsächlich (steuerlich) keinen Unterschied machen zu wollen, ob jemand ein Kind großzieht oder eine Yacht unterhält. Vor diesem Hintergrund ist es zwar konsequent, dass die finanziellen Belastungen von Eltern als Folge einer "privaten Entscheidung" für irrelevant befunden werden. In der Sache weiß die Autorin dann aber nur anzumerken, dass nicht "aus jedem Kind einmal ein formidabler Steuerzahler" werde. Obwohl diese Argumentation aus volkswirtschaftlicher Sicht mindestens diskutabel ist, wird auf nähere Ausführungen verzichtet. Vielmehr schickt die Autorin den Hinweis auf die durch Kinder verursachten gesamtgesellschaftlichen Mehrkosten ("Schulen, Kitas und Universitäten") hinterher. Sie reduziert Kinder also nicht nur auf ihren monetären Mehrwert für die Gesellschaft, sondern stellt diesen in Abrede. Damit dürfte sie die demografische Notwendigkeit von Nachwuchs ebenso unterschätzen wie das Armutsrisiko Alleinerziehender.

Tobias David Hölzer, Hamburg

Je nach Leistungsfähigkeit

Leider wird in dem Essay völlig das grundlegende Prinzip der Einkommensbesteuerung in einem Sozialstaat ignoriert, nämlich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: Wer mehr Geld verdient, kann auch mehr für die Gemeinschaft abgeben, wer in seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist, muss eine geringere Steuerlast tragen. Soll nun ernsthaft bestritten werden, dass bei gleichem Einkommen Menschen mit Kind weniger Einkommen zur "freien" Verfügung haben als die gleiche(n) Person(en) ohne Kind? Folgerichtig muss die Versorgung von Kindern zu einer reduzierten Belastung mit Einkommensteuer führen.

Eugen Schuhmair, Gundelfingen

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