Süddeutsche Zeitung

Sprachlabor:Krach auf dem Mond

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Wie viel Lärm kann es im Weltall geben? Leser und Redakteur sind da uneins, beide führen gute Gründe für ihre Position an.

Von Hermann Unterstöger

LAUT KARL VALENTIN "riecht nicht alles gut, was kracht". In lockerer Analogie kann gelten, dass auch "krachende" Niederlagen, Bankrotte, Pleiten etc. ein Gerüchlein haben. Leser E. sah sich daher im Recht, als er den Kollegen rügte, der von einer Mondlandung geschrieben hatte, sie sei "krachend gescheitert". Auf dem Mond, ergänzte er, könne "mangels Atmosphäre ohnehin nichts krachen". Der Kollege ließ das aber nicht auf sich sitzen. Da die Sonde - es handelte sich um die Beresheet - beim Aufprall auf den Mond zerschellte, könne man jenseits akustischer Faktizität sehr wohl von "krachendem" Scheitern sprechen.

KINDERN, die beim Warten aufs Christkind "Séancen legen", traut unsere Leserin S. nicht über den Weg. Wir ebenfalls nicht: Wer weiß, ob die Kleinen am Ende nicht beim Legen von Patiencen mit der Geisterwelt Kontakt aufnehmen.

IN FRISCHBIERS Preußischem Wörterbuch findet sich für Knicks: Schall, der durch Brechen entsteht; bildlich: er hat einen K. weg; Kniebeugung, als weibliches Kompliment. All das trifft nicht auf jene Geste zu, bei der Robert Habeck in Katar fotografiert wurde: dem, wie es bei uns hieß, "Knicks" vor Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi. Diesen vermeintlichen Knicks entlarvte unser Leser R. als Verbeugung, Verneigung oder Diener, und dass die Geste "als Einknicksen" empfunden worden wäre, hält er gleichfalls für Mumpitz: Wenn dem so wäre, spräche man von Einknicken.

KREATIVITÄT am falschen Ort: So bewertet unser Leser J. die Etablierung des "Kubikliters". Leute, die in Physik immer nur so durchschlüpften, finden vielleicht nichts dabei. Wenn in einen Kubikdezimeter ein Liter passt, können ihrer Rechnung nach 1000 Liter locker einen Kubikliter ergeben, und dass der Brockhaus von 1885 den Kubikliter erwähnt, kommt ihnen sehr entgegen. Heutzutage gilt aber, dass 1000 Liter (ein Kiloliter) durch die Volumen-Maßeinheit Kubikmeter aufgefangen werden. Für größere Flüssigkeitsmengen gäbe es noch den Kubikkilometer. Um ihn zu füllen, benötigte man 1 000 000 000 000 Liter.

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