Süddeutsche Zeitung

Inklusion:Miteinander Schule machen

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Das deutsche Schulsystem könnte Kinder mit Behinderungen besser integrieren. Das wäre gut für die Gemeinschaft.

Zu "Barrieren weg!" vom 9./10. Oktober:

Bereicherung statt Barrieren

Viele Jahre an einem Gymnasium unterrichtend, das für Blinde und andere Behinderte eingerichtet ist, durfte ich den Umgang mit diesen SchülerInnen als besondere Bereicherung erfahren, wofür ich ewig dankbar sein werde. Die gegenseitige Achtung den Menschen mit Behinderung gegenüber trug und trägt weiterhin wesentlich zur Förderung und Stärkung der Schulgemeinschaft bei und zeichnet sie aus.

Gewisse Pflichten gegenüber den behinderten Menschen ergänzen sich mit den Rechten, die diese in Anspruch nehmen dürfen und sollen. Nur so kann ein wechselseitiges Geben und Nehmen zu einem Gelingen der Inklusion führen. "Behindert," sagte einmal Wolfgang Schäuble, derzeit Präsident des Deutschen Bundestages, "sind wir alle. Nur diejenigen, die den Schein haben, die wissen es."

Christine Lanzinger, Mallersdorf-Pfaffenberg, OT Steinrain

Hilfe zur Selbsthilfe

Das Wort Inklusion wirkt für mich sehr befremdend im Zusammenhang mit Menschen, die an einer Krankheit leiden und aus einem normalen gesellschaftlichen Miteinander herausfallen. Das ist nicht neu, jedoch, für jeden einzelnen, der plötzlich eine Diagnose, zum Beispiel Arbeitsunfähig, vom Arzt verschrieben bekommt, ein Schock. Für jede Form der Behinderung gilt heute die Hilfe zur Selbsthilfe durch den Arzt und durch die soziale Gesetzgebung.

Schon der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. ist ein Selbsthilfeverband. Sitz in Berlin, gegründet 1912 und hieß damals Reichsdeutscher Blindenverband. Die Blindenschrift, ist die Hilfe zur Selbsthilfe als Rehabilitationskonzept auch in die Arbeitswelt unserer Gesellschaft. Es gibt sie all die fürsorglichen Menschen wie dieser Sozialunternehmer Andreas Heinecke 2021 und es gibt all die vielen Helfer, mit ihren kleinen und großen Taten für ein soziales kollektives Miteinander, tagtäglich, rund um die Uhr.

Elsbeth Schwanewedel, Berlin

Schule, neu denken

Schon als Kind erfährt man Barrieren. In Kita und Grundschule sind noch alle Kinder zusammen. Dann geht die Aufteilung los: Haupt-, Mittel- und höhere Schüler. Freundschaften zerbrechen. Ganz ausgesondert, stigmatisiert sind die Kinder mit "Behinderung". Sie landen in der Sonderschule, jetzt vornehmer in "Förderschule" umbenannt.

Bewusstsein ändern, lieber Herr Prantl, ja. Aber wie, wenn schon die Kinder mit Barrieren aufwachsen? Diejenigen, die Inclusio wollen, fordern die Gemeinschaftsschule und ausgerechnet die Christsozialen, die humane Bildung wollen, nennen sie abschätzend: Einheitsschule. An die Abschaffung des vielgliedrigen Schulsystems traut sich keine Partei. Hiesiger Schulleiter des Megina Gymnasiums in Mayen ist ein Grüner, seine Partei will die Inklusion. Inklusion und "höhere Schule", ist ein Widerspruch. Da ist noch ein weiter Weg zu bewältigen. Schule, neu denken!

Harald Dupont, Ettringen

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Quelle:
SZ vom 09.11.2021
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