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Ausbildung:Wirtschaft klagt: Wo sind die Lehrlinge?

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Wer jetzt noch einen Ausbildungsplatz sucht, kann sich entspannt umsehen. In fast allen Berufen gibt es noch freie Lehrstellen. Für Handwerksbetriebe spitzt sich die Lage angesichts des Azubi-Mangels dramatisch zu.

Für Bewerber ist die Lage auf dem deutschen Ausbildungsmarkt entspannt wie lange nicht mehr. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge habe bis Ende Juli trotz rückläufiger Schulabgängerzahlen auf Vorjahresniveau gelegen, berichtet die Passauer Neue Presse (PNP). Demnach wurden 227.760 neue Ausbildungsverträge registriert, "circa 50 mehr als im Vorjahresmonat", schreibt die Zeitung unter Berufung auf die aktuelle Ausbildungsbilanz des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK).

In Westdeutschland lag der Zuwachs bei den Lehrstellen laut PNP bei 0,6 Prozent. In Ostdeutschland wurde demnach ein Rückgang um 3,7 Prozent verzeichnet.

"Der Ausbildungsmarkt zeigt sich kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres in robuster Verfassung", erklärte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann. Das Niveau des Vorjahresmonats sei erreicht, "und das bei deutlich rückläufigen Schulabgängerzahlen".

Im Osten habe der Rückgang "bereits dramatische Ausmaße" angenommen. So verließen dort in diesem Jahr 13 Prozent weniger Jugendliche die Schulen als 2009. "Viele Unternehmen suchen hier händeringend nach qualifizierten Bewerbern." In den alten Ländern wurden 196.209 Verträge abgeschlossen, in den neuen 31.553. Insgesamt seien von den Industrie- und Handelskammern in diesem Jahr bisher 14.400 Betriebe neu für Ausbildung gewonnen worden.

Im Handwerk herrscht nach Berichten der Bild-Zeitung geradezu ein Lehrstellen-Boom. Wie das Blatt unter Berufung auf den Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) berichtet, wurden bis Ende Juli im Handwerk 82.427 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das seien 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Zugleich gebe es noch 15.000 freie Ausbildungsplätze allein in den Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern. "Junge Leute haben die große Auswahl", sagte ZDH-Präsident Otto Kenzler. "In allen Berufen gibt es noch freie Plätze."

Mit Blick auf die Debatte um mehr Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland fügte der Handwerks-Präsident hinzu: "Wir setzen zur Fachkräftesicherung vorrangig auf Ausbildung im Betrieb."

Wegen der demographischen Entwicklung, die mit einem Rückgang der Schulabgängerzahlen einhergeht, fürchtet die Wirtschaft inzwischen einen Fachkräftemangel. Viele Branchen - darunter auch das Handwerk - intensivieren deshalb inzwischen ihre Ausbildungsbemühungen.

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