Süddeutsche Zeitung

Umstrittenes Gymnasium:Wo Pius-Brüder unterrichten

Strenge Erziehungsprinzipien, ultrakonservative Weltanschauung: In Nordrhein-Westfalen bekennt sich ein Mädchen-Gymnasium zur Pius-Bruderschaft - und wird dennoch finanziell vom Land gefördert.

J. Nitschmann

In welchem Geiste an dem katholischen Theresien-Gymnasium im nordrhein-westfälischen Ruppichteroth-Schönenberg unterrichtet wird, dokumentieren die "Erziehungsprinzipien" für diese Mädchenschule. "Hier sollen die Glaubenswahrheiten unverletzt und unverändert vermittelt werden, wie sie in der erhabenen und prägenden Liturgie der alten heiligen Messe ihren höchsten Ausdruck finden", schreibt Rektorin Maria Michaela Metz. Die Ordensschwester bekennt sich zu der umstrittenen traditionalistischen Pius-Bruderschaft, die die Kirchenreformen des II. Vatikanischen Konzils ablehnt.

Das Mädchen-Gymnasium im Dunstkreis der ultrakonservativen Pius-Brüder, dessen englischer Bischof Richard Williamson jüngst den Holocaust leugnete, wird finanziell vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert.

Keine Bewertung weltanschaulicher Dinge

Bisher lägen "keine gerichtsverwertbaren Tatsachen" über verfassungsfeindliche Bestrebungen vor, um diesem Gymnasium seine Anerkennung als Ersatzschule und somit die öffentliche Förderung zu entziehen, erklärte die zuständige Abteilungsleiterin der Düsseldorfer Staatskanzlei, Christiane Storsberg, im Hauptausschuss des NRW-Landtags auf Anfrage der rot-grünen Opposition. Eine Bewertung "von weltanschaulichen oder religiösen Dingen" dürfe der Staat bei der Förderung von Ersatzschulen nicht vornehmen.

Nach dem Bericht der Landesregierung wird das 1991 gegründete Theresien-Gymnasium von einem "Don-Bosco-Verein" betrieben, "der sich der Pius-Bruderschaft geistlich verbunden fühlt". Derzeit seien auf dem Mädchen-Gymnasium 114 Schülerinnen angemeldet. Die Schule bekomme 94 Prozent ihrer Ausgaben vom Land erstattet. Im Jahre 2008 waren dies 465.000 Euro.

Dem NRW-Verfassungsschutz lägen derzeit "keine hinreichenden Anhaltspunkte" dafür vor, dass es sich bei der Pius-Bruderschaft um eine extremistische Vereinigung handele. Bisher sei "nicht erkennbar, dass die Äußerungen von Vertretern der Pius-Bruderschaft in eine politisch motivierte, gegen die staatliche Ordnung gerichtete Aktivität münden".

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SZ vom 30.3.2009/bön
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