Süddeutsche Zeitung

Teamwork an der Uni:Mit der Konkurrenz an einem Tisch

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Sie kann unendlich nerven, später im Job aber auch viel nützen: Wer das Beste aus der Teamarbeit an der Universität machen möchte, sollte ein paar Kleinigkeiten beachten.

Ob Referats- oder Lerngruppe: Teamwork ist im Studium ständig gefragt. Das kann manchmal ganz schön nervig sein - wer Pech hat, sitzt in seiner Gruppe mit lauter Tratschtanten, Besserwissern oder Faulpelzen. Die Zusammenarbeit mit anderen kann aber auch eine große Hilfe sein, um erfolgreicher durch das Studium zu kommen. Und Teamwork zu lernen, ist auch für die Arbeit mit Kollegen im späteren Berufsleben wichtig.

Egal, ob Studenten sich Partner zum gemeinsamen Lernen selbst aussuchen oder in einer Referatgruppe zusammengewürfelt werden: Teamwork hat erst einmal mehr Vorteile als Nachteile. "Vorausgesetzt allerdings, dass sie gut organisiert wird und alle Beteiligten zu einem Team werden", sagt Birgit Roßmanith vom Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Universität Saarbrücken.

Dafür muss zunächst geklärt werden, wie sich die Teilnehmer am besten ergänzen. Also, was sind die Stärken des Einzelnen, von denen die anderen profitieren können? Wer kann wem helfen und wie? Teamwork soll schließlich nicht "Toll, ein anderer macht's!" bedeuten. Es muss vielmehr darum gehen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Das zahlt sich oft genug aus: "Viele Augen sehen eben mehr als zwei", erklärt Karrierecoach Sonja Ifeoma Chinwuba aus Köln.

Abseits des Ellenbogenstudiums

Darum seien erfolgreiche Projekte häufig das Ergebnis einer optimalen Zusammenarbeit. "Studenten lernen darüber hinaus nicht nur soziale Kompetenz und Verantwortung für die Gruppe, sondern knüpfen auch wertvolle Kontakte abseits eines Ellenbogenstudiums." Bei der Teamarbeit lernen sich die Studenten selbst und andere besser kennen. "Sie trainieren, Projekte in verschiedenen Rollen umzusetzen", erläutert Chinwuba. "Als 'Teamleiter' übernimmt man beispielsweise eine Leitungs- und Kontrollfunktion. Und als Teammitglied ist man für seine termingerechten Beiträge verantwortlich."

So lernen Studenten, sich mit anderen beim Arbeiten vernünftig abzustimmen. Bei einer neuen Gruppe ist das erste Treffen entscheidend. "Da sollte besprochen werden, wie vorgegangen und die Arbeit verteilt wird", rät die Diplom-Psychologin Brigitte Reysen-Kostudis von der Studienberatung der Freien Universität Berlin. "Wird das vorab geklärt, kann später manch ein Konflikt vermieden werden." Auch lasse sich so verhindern, dass sich einer in der Gruppe als "Drückeberger" zurücklehnt oder als "Diktator" aufspielt. Oft helfe es dabei, Vorschläge und Regeln für die Gruppenarbeit schriftlich festzuhalten.

Das gemeinsame Ziel

Bei selbst organisierten Lerngruppen reicht ein gemeinsames Ziel wie ein Referat dagegen nicht aus. Hierbei spielt Sympathie eine wichtige Rolle. "Man muss sich freuen, die anderen zu sehen", findet Reysen-Kostudis. "Das motiviert dann auch." Dass es bei Teamarbeit auch Konflikte gibt, ist nichts Ungewöhnliches - selbst bei Gruppen, die eigentlich gut funktionieren. "Häufig kommen sie auf, wenn sich mit der Zeit Leitwölfe und Mitschwimmer herausbilden", hat Roßmanith beobachtet.

"Aber auch wenn gegeneinander die Leistung aufgerechnet wird oder man sich gegenseitig bewertet, kann es problematisch werden." Bei solchen Auseinandersetzungen macht der Ton die Musik. Wichtig ist also immer, wie Konflikte thematisiert werden: "Statt vorwurfsvoll sollte es eher lösungsorientiert, zukunftsgewandt und integrativ angegangen werden", erklärt Roßmanith. Streitet sich die Gruppe ständig um Nickligkeiten, sollten Studenten sich überlegen, ob sie nicht besser die Gruppe wechseln. "Beim kurzfristigen Team einer Referatgruppe hingegen sollte man sich fragen, welcher Konflikt sich anzusprechen lohnt und welcher vielleicht doch zu popelig ist."

Ein "Muss"

Teamarbeit an der Uni ist auch eine hervorragende Vorbereitung für die berufliche Zukunft. Denn sie ist aus kaum einem Berufsfeld noch wegzudenken - ob innerhalb einer Abteilung oder auf internationaler Ebene. Teamfähigkeit sei heute ein "Muss", sagt Chinwuba. Sie spiele auch beim Erklimmen der Karriereleiter eine wichtige Rolle. Denn auch im Beruf ist Ellbogen zeigen alleine nicht das Richtige: Ohne die Hilfe anderer kommt man bei der eigenen Karriere nicht weiter.

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