Süddeutsche Zeitung

Studie zu Gehältern:Arm trotz Arbeit

Sie haben einen Job, bekommen ihr Gehalt - und fallen trotzdem unter die Armutsgrenze. In Deutschland werden immer mehr Erwerbstätige zu Geringverdienern. Tendenz steigend.

Sie gehen jeden Tag zur Arbeit - am Ende des Monats bleibt trotzdem nichts übrig. In Deutschland fallen immer mehr Arbeitnehmer unter die Armutsgrenze. Sieben Prozent der Beschäftigten zählen nach einer von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch verbreiteten Studie zu den arbeitenden Armen (Working Poor).

In Zukunft werde die Zahl der arbeitenden Armen voraussichtlich noch zunehmen, weil Geringverdiener immer öfter Haupt- statt Nebenverdiener seien, ergab die Untersuchung des Bielefelder Sozialforschers Henning Lohmann und seines Kölner Kollegen Hans-Jürgen Andreß. Sie bezogen sich dabei auf die neuesten vorliegenden Daten der europäischen Statistik zu Einkommens- und Lebensbedingungen (EU-SILC).

Untersucht wurde die Situation in den 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen und Island im Jahr 2008. Demnach lagen die Armutsquoten bei den Erwerbstätigen zwischen 3,9 und 16,9 Prozent. Die niedrigste Quote verzeichnete Tschechien, die höchste Rumänien. Mit 6,9 Prozent lag Deutschland 2008 im Mittelfeld.

Betrachtet wurden die Armutsquoten von Personen im erwerbsfähigen Alter, die im zurückliegenden Jahr wenigstens sechs Monate gearbeitet haben. Als arm gilt, wer ein nach Haushaltsbedarf gewichtetes Nettoeinkommen hat, das unter 60 Prozent des mittleren Werts im jeweiligen Land liegt.

Ob Arbeitnehmer in Armut leben müssten oder nicht, hänge nicht nur von ihrem Verdienst ab, schrieben die beiden Forscher in einem Bericht für das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Entscheidend sei außerdem, wie viele Personen sie miternähren müssen und wie viel finanzielle Unterstützung sie selbst von anderen Haushaltsmitgliedern bekommen.

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sueddeutsche.de/AFP/Reuters/holz
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