Süddeutsche Zeitung

Kultusminister unter Plagiatsverdacht:Quellenangaben ohne Gewähr

Vgl. ebd., zumindest so ungefähr: Niedersachsens Kultusminister Althusmann soll bei seiner Doktorarbeit mehrfach gegen wissenschaftliche Standards verstoßen haben. Sogar seinen Doktorvater soll er falsch zitiert haben - mit Verweis auf eine Seite, die es in dem Buch gar nicht gibt.

In seiner umstrittenen Doktorarbeit soll Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) offenbar auch seinen Promotionsbetreuer falsch zitiert haben. An etlichen Stellen seiner Arbeit verweise er auf Werke des Potsdamer Uni-Vizepräsidenten Dieter Wagner, berichtete der Spiegel.

Dabei verstoße er aber mehrfach gegen die wissenschaftlichen Standards. So beziehe sich Althusmann beispielsweise auf die Seite 275 einer Veröffentlichung seines Doktorvaters, obwohl der entsprechende Band nur 186 Seiten hat. Zudem sei der von dem Politiker aufgegriffene Gedanke in dem genannten Beitrag nicht zu entdecken.

In einer anderen Fußnote soll Althusmann seine Leser ebenfalls fehlleiten, als er einen Aufsatz seines Doktorvaters und eines Co-Autoren erwähnt. Als Fundstelle nennt er Seite 172 eines Bandes; tatsächlich findet sich die Passage, an die sich Althusmann wörtlich anlehnt, etliche Seiten weiter vorne.

Unstimmigkeiten gibt es dem Bericht zufolge auch im Literaturverzeichnis. Ein Werk seines Promitionsbetreuers wird zwar in einer Fußnote aufgeführt, nicht aber im Literaturverzeichnis. Aus "Institutionenökonomie und Neuer Institutionalismus" (Co-Herausgeber: Wagner) wird in der Fußnote "Neue Institutionenökonomie".

Die Wochenzeitung Die Zeit hatte am Mittwoch eine Analyse der Doktorarbeit veröffentlicht. Demnach wurden auf 88 von 114 untersuchten Seiten der 290 Seiten starken Arbeit Übernahmen von anderen Autoren nicht durch Anführungszeichen, sondern nur durch Hinweis in einer Fußnote gekennzeichnet. Althusmann hatte daraufhin handwerkliche Fehler bei der Abfassung der Arbeit eingeräumt.

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dapd/dpa/hai
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