Gesetz:Wie Unternehmen bei der Frauenquote eine Chance verspielen
Viele große Firmen versuchen gar nicht, den Anteil der Frauen im Vorstand zu erhöhen. Das ist ignorant und dumm.
Kommentar von Matthias Drobinski
Falls Unternehmen nicht sofort eine Frauenquote für die Chefetage hinbekommen, muss das nicht nur die Schuld des Unternehmens sein. Es gilt, wirkmächtige Frauen- und Männerbilder zu durchbrechen; es gilt, eine lange währende Benachteiligung zu beenden. Das dauert manchmal. Und allzu lange wurde Frauen eingeredet, es sei nicht würdig und recht, Karriere zu machen. Allzu viele haben das geglaubt und fehlen jetzt, wo sie gebraucht würden.
Wenn aber große Unternehmen wie Eon, die Commerzbank oder ThyssenKrupp gegen ein geltendes Gesetz vorerst gar nicht versuchen, den Anteil der Frauen im Vorstand zu erhöhen, dann hat das nichts mit den Problemen zu tun, die es gibt, wenn man Eingefahrenes ändert. Dann ist das ignorant und dumm.
Ignorant ist es den Frauen im eigenen Unternehmen gegenüber. Ignorant ist es dem Gesetzgeber gegenüber und auch der Öffentlichkeit: Große Unternehmen haben auch Vorbildfunktion. Dumm wiederum ist das Verhalten, weil Aufsichtsräte und Vorstände dann gut sind, wenn dort Vielfalt herrscht. Es braucht dort Frauen und Männer, verschiedene Kulturen, Nachdenkliche und Forsche, Zahlenmenschen und Sozialkompetente.
Ein monochromer Haufen gedeckt gekleideter Männer läuft gerne mal gemeinsam und selbstgewiss Richtung Abgrund. Davor sollte der Gesetzgeber diese Männer schützen - und auf der Quote bestehen.