Süddeutsche Zeitung

Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern:Der Mindestlohn hilft gegen den Gender Pay Gap

Lesezeit: 2 min

Von Constanze von Bullion

Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern wird langsam kleiner. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts verdienen Frauen in Deutschland aber immer noch ein gutes Fünftel weniger als Männer. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) fordert nun mehr Tempo beim geplanten Lohngerechtigkeitsgesetz. "Seit Monaten werden wichtige Gesetzentwürfe, die fest im Koalitionsvertrag verankert sind, von der CDU/CSU blockiert", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

"Dass Frauen schlechter bezahlt werden als Männer gehört zu den beschämendsten Ungerechtigkeiten in Deutschland." Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) habe einen "sehr klugen Gesetzentwurf" für mehr Transparenz im Lohngefüge vorgelegt. Er dürfe nicht länger verschleppt werden. Für die Union komme nun "die Stunde der Wahrheit", so Gabriel. "Nette Reden zum Internationalen Frauentag oder zum Equal Pay Day reichen nicht aus."

Die Lohnlücke ist größer als im EU-Durchschnitt

Am Samstag ist Equal Pay Day, also der Tag im Jahr, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten, wenn man ihr Einkommen an dem von Männern misst. Diese Lohnlücke ist in Deutschland größer als im EU-Durchschnitt. Trotz aller Absichtserklärungen schließt sie sich nur zögerlich. Nach Zahlen, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch vorlegte, betrug der sogenannte Gender Pay Gap 2015 in der Bundesrepublik unbereinigt 21 Prozent. Im Westen lag der Bruttostundenverdienst von Frauen sogar 23 Prozent unter dem von Männern. Im Osten fiel der Unterschied mit acht Prozent wesentlich kleiner aus.

Immerhin, die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern ist etwas geschrumpft, 2014 lag sie unbereinigt noch bei 22 Prozent. Ein Grund der Annäherung könnte der gesetzliche Mindestlohn sein, so die Forscher. Besonders bei wenig qualifizierten Arbeitnehmerinnen sei der Stundenverdienst 2015 gewachsen: bei ungelernten um 3,4 Prozentpunkte, bei angelernten um 3,5 Prozentpunkte. Im Osten verzeichneten Frauen im Schnitt ein Plus von 4,3 Prozent, Männer von 3,7 Prozent.

Ein Lohngerechtigkeitsgesetz liegt im Kanzleramt

Zwei Drittel der Lohndifferenz erklären sich dadurch, dass Frauen öfter im Niedriglohnsektor arbeiten, soziale Berufe wählen und seltener Chefinnen werden. Bereinigt man die Lohnlücke von diesen Faktoren, vergleicht also nur gleichwertige Jobs, liegt die Lohndifferenz bei sieben Prozent. Sie lässt sich nicht durch eine Andersartigkeit der Tätigkeit erklären und hat sich 2015 kaum verändert. Nicht analysiert hat das Statistische Bundesamt zudem Lohneinbußen durch Auszeiten für Kinder.

Da die wenigsten Frauen wissen, ob und warum sie weniger verdienen, plant die SPD ein Lohngerechtigkeitsgesetz, das seit Monaten im Kanzleramt liegt. Die Union fürchtet zu viel Bürokratie, will aber nicht als Blockierer dastehen. "Frauen haben für gleiche Arbeit selbstverständlich den gleichen Lohn verdient, darüber gibt es auch bei uns keine Diskussionen", sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag. Das Gesetz werde kommen, "und zwar so, wie wir es im Koalitionsvertrag festgeschrieben haben". Was genau darin steht, ist aber umstritten.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2016
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