Süddeutsche Zeitung

Erfolgreiche Teamarbeit:Der Altersunterschied macht's

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Altersweisheit und jugendliche Energie: Gruppen, die aus alten und jungen Mitarbeitern bestehen, liefern bessere Ergebnisse ab. Um das zu nutzen, müssen Unternehmen flexibler werden.

Sibylle Haas

Unternehmen mit einer guten Mischung aus jungen und alten Mitarbeitern sind produktiver als solche, in denen eine Altersgruppe überwiegt. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat herausgefunden, dass die Zusammenarbeit von Jung und Alt die Produktivität beider Gruppen steigert. Ältere Kollegen profitieren von der frischen Art Jüngerer, und diese wiederum haben etwas von der langen Berufserfahrung älterer Kollegen.

Mehrere Wissenschaftler haben sich mit der optimalen Altersstruktur in den Betrieben und mit speziellen Personalmaßnahmen für ältere Arbeitnehmer beschäftigt. Ein Grund ist der demografische Wandel. Wenn die Menschen älter werden, müssen sie länger arbeiten, damit die Sozialsysteme nicht kollabieren.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe hat schon vor einiger Zeit herausgefunden, dass Teams in Unternehmen besonders innovativ arbeiten, wenn junges, aktuelles Wissen mit langjähriger Erfahrung kombiniert wird. Schon deshalb fordern Arbeitsmarktexperten, dass ältere Menschen ihre sozialen Kompetenzen und ihre Berufs- und Lebenserfahrung in den Firmen einbringen müssen. Dafür spricht auch der drohende Fachkräftemangel; Erfahrung und Wissen älterer Arbeitnehmer werden für die Firmen zunehmend unverzichtbar.

In der ZEW-Studie wird nun erstmals repräsentativ für die deutsche Wirtschaft untersucht, wie sich gezielte Personalmaßnahmen für Ältere auswirken. Die Forscher stützten sich dabei auf Daten des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Jahre 1997 bis 2005. Die Daten umfassen sieben Millionen Beschäftigte und etwa 8500 Betriebe.

Die ZEW-Wissenschaftler beobachteten, dass die Ausstattung der Arbeitsplätze eine besonders große Rolle bei der Produktivität älterer Mitarbeiter spielt. In Unternehmen, die beispielsweise für gut beleuchtete Arbeitsplätze oder für kontrastreiche Bildschirme sorgen, arbeiteten ältere Arbeitnehmer viel effektiver als in Unternehmen, die dies nicht anbieten. Außerdem seien Ältere vor allem dann deutlich leistungsfähiger, wenn sie altersgerechten Tätigkeiten nachgehen können. Dies seien Aufgaben, die große Erfahrung voraussetzen und körperlich weniger belastend sind.

Dies zeigt auch, dass Arbeitgeber und Beschäftigte flexibler werden müssen. Umbesetzungen bei Mitarbeitern dürfen nicht automatisch eine Degradierung bedeuten. Außerdem müssen mehr Stellen mit kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten her sowie mehr anspruchsvolle Teilzeitjobs. Ohne lebenslanges Lernen geht es in Zukunft, geht es schon heute nicht mehr. Nur so bleiben ältere Mitarbeiter produktiv.

Die klassische Weiterbildung für Ältere und die Altersteilzeit wirken sich laut ZEW-Studie auf deren Leistungskraft zudem nicht aus. Dies liege womöglich daran, dass nach der Weiterbildung die gleichen Aufgaben verrichtet werden wie zuvor - mit der Weiterbildung also keine Erweiterung der Tätigkeiten einhergeht. Problematisch an der Altersteilzeit sei, dass sie oft als Blockmodell genutzt werde und die Mitarbeiter früher in den Ruhestand wechselten. Dies führe nicht zu einer Entlastung im Arbeitsalltag, sondern lediglich zu einer Frühverrentung. Die Frühverrentung habe älteren Beschäftigten aber suggeriert, dass sie in den Firmen nicht mehr gebraucht würden - angesichts einer alternden Bevölkerung ein schlechtes Signal.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2010
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