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Belastungen im Job:Jeder fünfte Arbeitnehmer ist psychisch krank

Schizophrenie, Angstzustände, Depressionen: In den Industriestaaten leiden einer OECD-Studie zufolge zwanzig Prozent der Beschäftigten unter psychischen Erkrankungen. Sie haben ein deutlich höheres Risiko, arbeitslos zu werden, als Gesunde. Dabei gäbe es eine Reihe von Maßnahmen, um sie zu unterstützen - und im Job zu halten.

In Industrieländern wie Großbritannien oder den USA leidet jeder fünfte Arbeitnehmer unter psychischen Erkrankungen. Drei Viertel der Betroffenen geben laut einem am Montag veröffentlichten Bericht der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) an, dass dieser Zustand ihre Produktivität und das Arbeitsklima beeinträchtigt.

Die Studie zeige aber, dass die verbreitete Annahme, Menschen mit psychischen Problemen könnten nicht am Arbeitsmarkt teilhaben, falsch ist: So gingen in den zehn untersuchten Ländern - darunter Österreich und die Schweiz, nicht jedoch Deutschland - 55 bis 70 Prozent der psychisch Kranken trotzdem einem Beruf nach.

Die Beschäftigungsquote liege allerdings zehn bis 15 Prozentpunkte unter der von Menschen ohne Erkrankung. Die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden, ist der Untersuchung zufolge bei psychisch Kranken, die oft unter Depressionen oder Angstzuständen leiden, doppelt so hoch wie bei gesunden Menschen.

Die Autoren des Berichts kritisieren, dass die Gesundheitssysteme viele Länder vor allem darauf ausgerichtet sind, Menschen mit schweren Störungen wie Schizophrenie zu behandeln. Dadurch blieben etwa 70 Prozent aller Menschen mit moderaten psychischen Problemen ohne Behandlung. Eine stärkere Ausrichtung der Medizin auf schwächer ausgeprägte Krankheiten würde die Arbeitschancen der Betroffenen erheblich verbessern, heißt es weiter.

Der Bericht benennt eine Reihe von Maßnahmen, die dabei helfen können, psychisch kranke Menschen besser in die Arbeitswelt zu integrieren. Wichtig wären demnach vor allem gute Arbeitsbedingungen, die dazu beitragen, Stress zu vermeiden oder besser damit umzugehen. Zudem könnten die systematische Beobachtung von Krankheitsmustern und die Unterstützung der Arbeitgeber beim Konfliktmangagement unnötige Entlassungen wegen psychischer Probleme verhindern.

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sueddeutsche.de/AFP/gal
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