Süddeutsche Zeitung

Beamte:Hoch- und verachtungsvoll

Eine Umfrage übers Image von Berufen - und wozu man sie nutzen kann.

Von Detlef Esslinger

Warum gibt der Beamtenbund eine Forsa-Umfrage in Auftrag, bei der er das Ansehen von Berufen ermitteln lässt?

Weil er Beamtenklischees widerlegen will. In der Tat ist das Ansehen der Beamten viel höher, als es immer den Anschein hat. Die meisten Deutschen halten sie für kompetent, rechtschaffen, pflichtbewusst. Und fragt man nicht nach "den" Beamten, sondern nach einzelnen Beamtengruppen (Polizisten, Lehrern), so stellt sich Jahr für Jahr heraus, dass es sich um die angesehensten Gruppen überhaupt handelt. Nur das Wort "Beamter" hat keinen guten Klang. Da denken die meisten Menschen nicht an den Polizeimeister am Unfallort, sondern an den Amtmann, der "Hochachtungsvoll" schreibt.

AfD-Anhänger beurteilen viele Berufsgruppen (auch Beamte) skeptischer als Anhänger der anderen Parteien. Warum? Vermutlich, weil AfD-Anhänger die Welt grundsätzlich negativ sehen - nicht aber, weil Medien und Politik sich zu viel mit der AfD beschäftigten, wie es in dem Papier heißt, das der Beamtenbund verteilen ließ. Selbst wenn die Partei zu viel Aufmerksamkeit bekäme: Warum sollten deshalb deren Anhänger selbst Altenpfleger weniger mögen, als andere dies tun? Diese These ergibt keinen Sinn. Irgendwer beim Beamtenbund oder bei Forsa im Keller hat die Gelegenheit erkannt, Medien und Politik seine Verachtung kundzutun. Wenn's ihm nun besser geht!

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Quelle:
SZ vom 24.08.2016
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