Süddeutsche Zeitung

Bachelor und Hochschulreform:Ziel verfehlt

Mit dem Bachelor sollte das Studium schneller, praxisnah und international werden. Zehn Jahre nach Beginn der Hochschulreform sieht die Bilanz aber ganz anders aus.

Birgit Taffertshofer

Mit dem Bachelor sollte für Studenten vieles besser werden: Schneller und zugleich praxisnah und international sollte das Studium werden. Zehn Jahre nach Beginn der größten Hochschulreform Europas fällt die Bilanz aber nicht nur positiv aus.

Zwar berichtete Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) am Mittwoch dem Bundeskabinett, dass inzwischen 75 Prozent der Studiengänge auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt seien. Während im Wintersemester 2005/06 nur 12,5 Prozent der Studenten in den neuen Angeboten eingeschrieben waren, seien es 2007/08 bereits 30 Prozent gewesen. Doch Schavan wies auch auf künftige Herausforderungen hin.

Wenig Kinder aus bildungsfernen Schichten

Das Ziel, mehr Transparenz in den Studienleistungen und eine größere Mobilität der Studenten zu erreichen, hat sich bisher nur bedingt erfüllt. Auch studieren an deutschen Hochschulen immer noch wenig Kinder aus bildungsfernen Schichten. Durch Stipendien habe man zwar schon einiges erreicht, sagte Schavan. Dennoch sei es nötig, "die vorhandenen Potentiale noch stärker zu erschließen", sagte die Bildungsministerin.

Während Schavan den sogenannten Bologna-Prozess, durch den ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum entstehen soll, als Gewinn für die Universitäten wertete, bemängelte der hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, dass die Abbruchquoten nicht sänken.

Der Hochschulverband sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisierten, dass Bund und Länder die Betreuungsrelation für Studenten nicht verbessert hätten. Nach Berechnungen des Wissenschaftsrats wären für eine bessere Lehre zusätzlich 1,1 Milliarden Euro jährlich nötig.

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Quelle:
SZ vom 19.3.2009/bön
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