Süddeutsche Zeitung

Die Gründerin:"Unsere Altersvorsorge ist ein No-Brainer"

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Lara Hämmerle fand herkömmliche private Altersvorsorge intransparent und unnötig kompliziert. Also entwickelte sie selbst ein Produkt, das zu den Bedürfnissen der Millenials passt.

Protokoll von Felicitas Wilke

"Ich musste erst mein eigenes Start-up gründen, um mich um meine Altersvorsorge kümmern zu können. Ich habe gegoogelt, welche Möglichkeiten es gibt, und war überfordert von Kleingedrucktem und Produkten, die ich nicht verstand. Dann traf ich meinen heutigen Co-Gründer Til, der früher bei einer Beratung im Bereich Banking gearbeitet hat und bereits damals der Meinung war, in diesem Markt müsse etwas passieren. Ich glaube schon, dass meine Generation weiß, wie wichtig es ist, privat für die Zukunft vorzusorgen. Aber wir wissen nicht, wie - auch weil wir während der Finanzkrise aufgewachsen sind und deshalb kein Vertrauen in die alten Institutionen haben. 2017 haben wir Vantik gegründet, um das für den Bereich der Altersvorsorge zu ändern.

Es ist Teil unseres Geschäftsmodells, dass sich viele Millennials nicht intensiv mit ihren Finanzen auseinandersetzen. Unsere Altersvorsorge ist ein No-Brainer: Man kann jederzeit mit den Einzahlungen pausieren und immer an sein Geld. Wir investieren breit gestreut und nachhaltig in Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe. Das Besondere an unserem Vantik-Fonds ist, dass wir versuchen sicherzustellen, dass man in jedem Fall die eingezahlte Summe wiederbekommt. Dafür überlässt jeder Kunde und jede Kundin ein Prozent des Sparbetrags einem gemeinsamen Pool. Dieses Geld wird nur angetastet, wenn jemand während einer Wirtschaftskrise in Rente geht und der Fonds deshalb im Minus ist - ähnlich wie bei einer Versicherung, nur günstiger.

Wir geben also ein Versprechen ab, dass man sich über die Zukunft keine Sorgen machen muss. Im Gegenzug erhalten wir eine jährliche Servicegebühr von 1,18 Prozent des Anlagevolumens. Manche wenden ein, dass man sich ein Portfolio günstiger selbst bauen könnte, aber dann muss man sich eben auch selbst um die Mischung kümmern. Wir glauben, dass es den Menschen etwas wert ist, diese Detailarbeit abzugeben. Wir haben inzwischen eine vierstellige Zahl von Nutzern - und ich bin eine von ihnen. Ich spare jeden Monat einen festen Betrag. Viele Freiberufler unter unseren Kunden zahlen in unregelmäßigen Abständen mal kleine, mal größere Summen ein. Das ist ein weiterer Aspekt, der meiner Generation wichtig ist: die Flexibilität.

Als Gründerin eines Fintechs lerne ich gerade zwei Männerdomänen gleichzeitig kennen: In der Finanzbranche arbeiten immer noch vergleichsweise wenige Frauen in verantwortlichen Positionen, für die Start-up-Szene gilt das Gleiche. Das bewirkt, dass ich als Frau immer doppelt und dreifach darüber nachdenke, was ich sage und wie ich wirke.

Wenn jemand behauptet, es gebe in der Gründerszene keine Diskriminierung mehr, ist das schlichtweg falsch. Ein Beispiel: Als ich auf einer Konferenz einem Bankier mittleren Alters erzählt habe, was ich beruflich mache, hat er aufgelacht. Dann meinte er: 'Gut, dass du noch einen Mann mit Erfahrung an deiner Seite hast!' Inzwischen bin ich schlagfertig genug, ihm zu sagen, dass es bei solchen An- sichten kein Wunder ist, dass es seiner Branche nicht gut geht."

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Quelle:
SZ PLAN W vom 8. Juni 2019
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