Süddeutsche Zeitung

Verarbeitetes Fleisch:WHO sieht sich zu Klarstellung in Sachen Wurst genötigt

Selten hat eine Meldung der WHO die Welt - und ganz besonders das Land der Thüringer, Regensburger, Wiener, Krakauer, Lyoner, Krainer, Debrecziner, Frankfurter, Nürnberger, Coburger, ... - so sehr in Aufregung versetzt: Der regelmäßige Konsum von verarbeitetem Fleisch könne das Risiko für Darmkrebs erhöhen, hieß es in einer Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation am Montag.

Es folgten Verteidigungsreden für und Oden an die Wurst, beim Mittagessen erzählten sich Menschen, wie sie als Kind immer ein Stück Gelbwurst vom Metzger gereicht bekamen. Die allgemeine Empörung erinnerte an das Jahr 2013, als die Grünen im Wahlkampf nach einem Veggie-Day verlangten.

Jetzt glättet die WHO die Wogen und bringt die Welt der Wurst wieder in Ordnung. Zumindest ein bisschen. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) fordere keinen völligen Verzicht auf verarbeitetes Fleisch, erklärt die Behörde mit Sitz in Genf. Die jüngste Bewertung verlange nicht von den Menschen, Lebensmittel wie Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch gar nicht mehr zu essen. Man mache lediglich darauf aufmerksam, dass ein geringerer Verzehr das Krebsrisiko vermindern könne.

Die Mitteilung am Montag bezog sich auf die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe aus 22 Experten, die mehr als 800 Studien über den Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten ausgewertet hatte. Pro 50 Gramm verarbeitetes Fleisch täglich steige das Darmkrebs-Risiko um 18 Prozent, hieß es darin.

Die Experten stuften außerdem rotes Fleisch generell als wahrscheinlich krebserregend ein. Darunter wird das Muskelfleisch aller Säugetiere verstanden, also auch von Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Schaf, Pferd und Ziege.

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