Süddeutsche Zeitung

Tipps gegen die Hitze:Am besten zu Hause bleiben

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Temperaturen jenseits von 35 Grad Celsius sind gefährlich. Tipps, wie Sie sie unbeschaded überstehen.

Von Christina Berndt

Bei 35 Grad im Schatten hören die Sommerfreuden für viele Menschen auf. Während die einen begeistert die Badesachen packen und an See oder Meer alle paar Minuten zwischen Sonnen- und Wasserbad wechseln, machen sich andere ernsthaft Sorgen um ihre Gesundheit.

Nicht ganz zu Unrecht, wie die Erfahrungen mit der Hitzewelle vom August 2003 zeigen, als die Temperaturen an manchen Tagen auf mehr als 40 Grad Celsius im Schatten kletterten. 3500 Menschen in Deutschland sollen damals an den direkten Folgen des hartnäckigen Hochs Michaela gestorben sein, errechnete die Rückversicherungsgesellschaft Munich Re.

35 Grad - das ist die Grenze

Das lag zur Überraschung vieler Fachleute gar nicht so sehr daran, dass die Herzen der Menschen zu schlagen aufhörten. Vielmehr war Lungenversagen eine der häufigsten Todesursachen. Die Lunge sei "eine Art Portalorgan" für die Belastung der Luft, erklärte der Pneumologieprofessor Christian Witt von der Berliner Charité. Und Schadstoffe wie Stickoxide, Ozon und feine Staubpartikel scheinen bei hohen Temperaturen aggressiver zu werden. "Offensichtlich wird eine wärmere Luft auch eine andere", so Witt.

35 Grad - das ist die Grenze. Von hier an wird es für Menschen gefährlich, wie ein Wissenschaftlerteam um den Epidemiologen Anthony McMichael von der Australian National University in Canberra für die Weltgesundheitsorganisation berechnet hat. "Vor allem ältere oder geschwächte Personen, die chronisch krank sind, sollten auf der Hut sein", empfiehlt Michael Kochen, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

Aber auch wenn die jungen, sportlichen Leute, die ohnehin vor Kraft strotzen und gerne mal im August nach Sizilien fliegen, weniger gefährdet sind: Wachsende Expertise in Wüstenjogging und Death-Valley-Marathon sollten auch für sie ebenso wenig zu den Plänen für Sonntag gehören wie größere Gelage. "An besonders heißen Tagen sollte man nicht zu viel essen", sagt Kochen, "das belastet den Körper unnötig."

Dafür ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, die das viele Schwitzen ausgleicht, angezeigt - allerdings nicht in Form alkoholischer Getränke. Während einer Hitzewelle in Australien im Jahr 2009 erhöhte sich die Sterblichkeit in allen Altersgruppen, keinesfalls nur bei den besonders betagten Menschen, berichten Wissenschaftler um Peng Bi von der Universität von Adelaide.

Einer weitere Bedrohung

Womöglich war die jugendliche Unvernunft genauso gesundheitsgefährdend wie die schwachen Lungen und Herzen der Alten: Alkohol und Badeunfälle könnten eine Rolle gespielt haben, mutmaßen die Forscher. Michael Kochen rät denn auch vom Besuch überfüllter Seen und Bäder eher ab. "Statt sich diesem Stress auszusetzen, wäre es ratsam, sich zu Hause in Ruhe in den Schatten zu legen oder einen Ventilator anzuschalten", empfiehlt er.

In den eigenen vier Wänden entgeht man auch einer weiteren Bedrohung, vor der der Verband der Elektrotechnik (VDE) warnt: Mit der Hitze kommen die Gewitter - und "damit steigt die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden", so der VDE. Das passiere pro Jahr immerhin 800 Deutschen. Beim ersten Donnergrummeln sollten daher alle Outdoor-Aktivitäten abgebrochen werden. "Bei weniger als zehn Sekunden zwischen Blitz und Donner herrscht Lebensgefahr."

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Quelle:
SZ vom 27.07.2013
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