Süddeutsche Zeitung

Suchtbericht 2016:Drogenbeauftragte: Eine halbe Million Deutsche sind onlinesüchtig

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In Deutschland gibt es nach Angaben der Bundesregierung mehr als eine halbe Million onlinesüchtige Menschen. Eine etwa gleichgroße Anzahl sei gefährdet, sagte die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) bei der Vorstellung des aktuellen Drogen- und Suchtberichts.

Demnach sind 0,8 Prozent der Männer und 1,2 Prozent der Frauen abhängig vom Internet. Jüngere Menschen seien häufiger betroffen, heißt es in dem Bericht. So zeigten in der Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen vier Prozent Anzeichen einer Abhängigkeit.

Onlinesucht ist allerdings in Deutschland keine anerkannte Diagnose. Damit fehlen verbindliche Kriterien, nach denen das Phänomen erkannt werden kann. Fachleute beobachten jedoch immer häufiger, dass Menschen eine Abhängigkeit von elektronischen Medien entwickeln, die der anderer Suchtstoffe gleicht.

Weniger Alkohol und Tabak

Erfreulicher ist die Entwicklung beim Alkohol- und Tabakkonsum von Jugendlichen. 2015 rauchten nur noch acht Prozent der 12- bis 17-Jährigen. Das ist ein neuer Tiefststand. Insgesamt greift aber nach wie vor ein Viertel aller Deutschen zur Zigarette.

Auch das sogenannte "Komasaufen" unter Jugendlichen nimmt ab. Allerdings müssen immer noch jedes Jahr in etwa 15 500 Kinder zwischen 10 und 17 Jahren wegen Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

"Viel zu häufig werden die Risiken des Alkohols in der Gesellschaft verharmlost", warnte Mortler. Angesichts der bevorstehenden Fußball-EM erinnerte die Drogenbeauftragte Eltern an ihre "Vorbildfunktion". Es müsse "nicht immer Alkohol sein".

Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr zwischen 42 000 und 74 000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums oder des kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak.

Designerdrogen auf dem Vormarsch

Weiterhin auf dem Vormarsch sind die neuen psychoaktiven Substanzen. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 39 Todesfälle im Zusammenhang mit den so genannten "Legal Highs" registriert. Sie werden als Kräutermischungen, Badesalz oder Lufterfrischer angeboten. Experten warnen seit langem vor den unterschätzten Gefahren. Das Bundeskabinett verabschiedete im Mai einen Gesetzentwurf, der ein weitreichendes Verbot solcher psychoaktiven Substanzen vorsieht.

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