Süddeutsche Zeitung

Rauchen:Rauchen tötet jährlich sechs Millionen Menschen

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Weltweit rauchen immer weniger Menschen. Der Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung ist zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel zurückgegangen. Er liegt jetzt bei 15,3 Prozent, schreibt eine internationale Expertengruppe im Fachblatt The Lancet. Den Rückgang begründen die Forscher damit, dass viele Länder mittlerweile den Kampf gegen das Rauchen aufgenommen haben.

Es gibt allerdings auch Staaten, in denen es keinen deutlichen Rückgang gibt, beispielsweise Indonesien, Bangladesch und die Philippinen. In Russland nahm der Anteil der rauchenden Frauen stark zu.

In Deutschland nimmt lediglich die Zahl der männlichen Raucher signifikant ab. Sie ging seit 1990 um durchschnittlich 0,9 Prozent pro Jahr zurück. Insgesamt konsumieren heute 19 Prozent der Frauen sowie 25 Prozent der Männer täglich irgendeine Form von Tabak.

"Die Studie macht auch deutlich, dass seit dem Jahr 1990 in Deutschland die Verbreitung des Rauchens zwar leicht zurückgegangen ist, allerdings nur bei Männern und deutlich weniger als im Durchschnitt aller Länder weltweit", sagt Ute Mons, die die Stabstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums leitet. Dies sei nicht verwunderlich, denn in Deutschland werde vergleichsweise wenig für die Tabakprävention getan. "So ist Deutschland zum Beispiel das einzige Land in Europa, das noch uneingeschränkt Tabakaußenwerbung erlaubt."

Jeder zehnte Todesfall weltweit sei auf das Rauchen zurückzuführen

Die Ergebnisse der globalen Studie zeigen auch, dass Rauchen weiter eines der Hauptrisiken für Tod und Krankheit ist. Jeder zehnte Todesfall weltweit sei auf das Rauchen zurückzuführen. Fast sechs Millionen Menschen sterben pro Jahr an den Folgen der Nikotinsucht. Dies sind fünf Prozent mehr als 2005. In Deutschland gehe sogar jeder siebte Todesfall auf den Tabakkonsum zurück, sagt Sven Schneider von der Universität Heidelberg. Er verweist darauf, dass Deutschland in der sogenannten Tobacco Control Scale, in der die staatlichen Maßnahmen zur Tabakprävention bewertet werden, nach wie vor auf dem vorletzten Platz der europäischen Länder liegt.

Die Forscher der aktuellen Studie warnen zugleich davor, dass die Tabakindustrie in afrikanische Länder südlich der Sahara expandieren könnte. Dort glichen die staatlichen Regularien gegen das Rauchen einem Flickenteppich. Außerdem gebe es weniger finanzielle Mittel, um dem Tabak-Marketing entgegenzutreten. John Britton von der englischen Universität Nottingham schreibt dazu in einem Kommentar: "Heute wird die Tabak-Epidemie aus reichen Ländern in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen exportiert."

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