Süddeutsche Zeitung

Nigeria:Ungewöhnlicher Ausbruch des Lassafiebers beunruhigt Experten

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Von Berit Uhlmann

Nigeria erlebt derzeit einen ungewöhnlich heftigen Ausbruch des Lassafiebers. 317 Fälle der mit Ebola verwandten Krankheit wurden seit Beginn des Jahres durch Laboranalysen offiziell bestätigt. Damit registrierte das westafrikanische Land nach zwei Monaten weit mehr Fälle als im gesamten Jahr 2017. 72 Patienten sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits an einer Infektion mit dem Lassa-Virus gestorben.

Seit der Erreger 1969 in Nigeria entdeckt wurde, zieht er regelmäßig über das Land. Warum aber der aktuelle Ausbruch alle vorherigen übertrifft, ist noch unklar. Die Kapazitäten der Seuchenkontrolle wurden verstärkt, möglicherweise geht der markante Anstieg also auch auf eine bessere Erfassung der Fälle zurück.

Dennoch sind Experten in Sorge, denn das Lassafieber stellt sie vor gleich mehrere Probleme. Die Krankheit ist schwer zu diagnostizieren, da sie sehr unterschiedlich verläuft. Manche Infizierte spüren keine Symptome, andere bemerken zunächst Zeichen, die an eine Grippe oder Magen-Darm-Infektion erinnern. Später können Blutungen, neurologische Störungen und Taubheit auftreten. Etwa einer von 100 Infizierten stirbt. Besonders gefährlich wird das Fieber auch für Schwangere. Mehr als 80 Prozent der erkrankten Frauen sterben oder verlieren ihr Kind.

Die unspezifischen Allerwelts-Symptome zu Beginn der Erkrankung erschweren zugleich die Behandlung. Denn das einzige Medikament, das helfen könnte - das antivirale Mittel Ribavirin - kann nur in der Frühphase der Erkrankung etwas ausrichten. Doch da ist das Virus meist noch gar nicht erkannt.

Viele Infizierte suchen Hilfe in Einrichtungen, die nicht auf das Virus vorbereitet sind

Eine Impfung existiert bislang nicht, das erschwert die Prävention. Der Erreger wird in erster Linie durch die Ausscheidungen von Ratten übertragen, die in den ländlichen Gebieten Westafrikas weit verbreitet sind und vor allem in der Trockenperiode von Oktober bis April in Siedlungen vordringen.

Übertragungen von Mensch zu Mensch scheinen hingegen selten zu sein. Der Erreger schwimmt allerdings in den Körperflüssigkeiten der Erkrankten. Durch den engen Kontakt zu Patienten sind während des aktuellen Ausbruchs bereits 14 Pfleger gestorben. "Viele Menschen suchen Hilfe in Einrichtungen, die nicht ausreichend dafür ausgerüstet sind, Lassa-Fieber-Patienten zu betreuen", sagt der nigerianische WHO-Mitarbeiter Wondimagegnehu Alemu. Das Lassafieber ist auch in anderen westafrikanischen Staaten verbreitet. In den vergangenen Monaten wurde Fälle in Benin, Liberia und Sierra Leone registriert.

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Quelle:
SZ vom 02.03.2018
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