Süddeutsche Zeitung

Infektionskrankheiten:Geografie der Seuchen

Mehr als 170 Infektionskrankheiten treiben auf der Welt ihr Unwesen, ohne dass ihre Ausbrüche und Verbreitungswege zuverlässig erfasst werden. Wissenschaftler schlagen vor, bei der Verfolgung der Seuchen die sozialen Medien einzubeziehen.

Keime und durch sie bedingte Krankheiten reisen mit Touristen, Managern und Migranten immer schneller um den Globus, doch die professionelle Seuchenbeobachtung kommt offenbar nicht hinterher. Das kritisiert ein internationales Team von Epidemiologen um Simon Hay von der University of Oxford in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society B (online): Den Forschern zufolge fehlt es an modernen kartografischen Instrumenten, um die Ausbreitung von Seuchen zu verfolgen.

Derzeit seien, so die Autoren, mehr als 1400 infektiöse Erreger bekannt, die Menschen krank machen können. Von diesen seien 355 permanent klinisch bedeutend. Einige hiervon seien jedoch ohnehin bereits weltweit gleichmäßig verbreitet, sodass eine ständige geografische Beobachtung überflüssig sei. Es blieben jedoch 174 Krankheiten, die dringend kartografisch erfasst werden sollten, um etwa Ausbruchsherde und Verbreitungswege rechtzeitig orten und angemessen reagieren zu können.

Die Erhebung jedoch ergab, dass die existierenden Datenbanken und Beobachtungssysteme in der Vergangenheit nur die Ausbreitung von sieben der kritischen Krankheiten zuverlässig verfolgen konnten: Dengue-Fieber, Lassa, Colorado-Zeckenfieber, Mayaro-Fieber, zwei Malaria-Arten und die mittlerweile als besiegt geltenden Pocken. Das sind alles durch Überträger verbreitete Krankheiten.

Die Autoren der neuen Studie schlagen deshalb vor, bei der Verfolgung von Krankheiten vermehrt auf die sozialen Medien zu setzen. Mit der Analyse des Inhaltes und der Häufigkeit etwa von Twitter-Nachrichten ließen sich bereits heute wertvolle Informationen gewinnen.

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SZ vom 05.02.2013/cwb
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