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Ebola-Epidemie:Deutschland soll Flugzeuge für Infizierte entwickeln

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Flugzeuge sollen infizierte Ebola-Patienten nach Deutschland bringen

Die Bundesregierung lässt nach einem Medienbericht eigene Flugzeuge entwickeln, um Ebola-Patienten sicher transportieren zu können. Die Maschinen sollen bis Mitte November zur Verfügung stehen, wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet. Mit dem geheimen Projekt habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Außenministerium beauftragt.

Bisher besitzen nur die USA entsprechende Flugzeuge. Die beiden bisher weltweit einzigen Maschinen haben den Angaben zufolge eine Isolierstation in Form eines großen Plastikzeltes an Bord. Dieses wird nach dem Flug verbrannt. Transportiert werden kann jeweils nur ein Patient, daher kostet ein Flug mindestens 200 000 Dollar. Auch die Erkrankten, die bisher nach Deutschland kamen, wurden mit diesen Maschinen eingeflogen.

Aus der Regierung heißt es laut FAS, es sei noch unklar, ob der ehrgeizige Zeitplan bis November eingehalten werden könne. Technische Details sowie Zulassungen seien noch nicht geklärt. Für Deutschland sollen mehrere Flugzeuge ausgerüstet werden, um auch eine größere Zahl schwer Erkrankter rasch aus Westafrika ausfliegen zu können.

Steinmeier: "Wir alle haben Ebola unterschätzt"

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier fodert ein stärkeres Engagement der internationalen Gemeinschaft gegen die Seuche. "Wir alle haben Ebola unterschätzt. Heute wissen wir, dass wir mit jedem Tag, der ohne konsequentes Handeln vergeht, Gefahr laufen, den Kampf gegen Ebola zu verlieren", sagte er der FAS. Die europäischen und internationalen Anstrengungen müssten verstärkt werden.

"Die EU muss sichtbarer werden - nicht zuletzt, um der Bevölkerung in der betroffenen Region ein Signal zu senden, dass wir sie nicht allein lassen", sagte der SPD-Politiker mit Blick auf die drei am stärksten betroffenen westafrikanischen Länder Sierra Leone, Guinea und Liberia. Die EU-Außenminister wollen am Montag in Luxemburg über weitere Maßnahmen beraten. In wenigen Wochen sollen die ersten freiwilligen Helfer aus Deutschland in die Ebola-Regionen in Westafrika aufbrechen.

US-Präsident Obama fordert mehr Solidarität mit Westafrika

US-Präsident Barack Obama hat sich gegen eine Reiseverbot von Menschen aus den betroffenen Staaten in die USA ausgesprochen: "Wir können uns nicht einfach von Westafrika abkoppeln", sagte er in einer Fernsehansprache. Damit würde es noch schwieriger, Helfer und Güter in die Region zu bekommen. Außerdem würde es die Bewohner der betroffenen Länder motivieren, von dort wegzugehen. Damit wäre es noch schwerer, Infektionswege nachzuverfolgen, sagte Obama.

Abgeordnete in den USA, vor allem von den Republikanern, hatten ein solches Verbot gefordert. Einige verbanden dies mit dem Vorwurf an den Präsidenten, er unternehme nicht genug, um die amerikanischen Bürger zu schützen. Obama erklärte außerdem, der Kampf gegen Ebola werde noch lange dauern. Auch weitere Fälle in den USA seien nicht auszuschließen. Es gebe aber keine Epidemie in Amerika und keinen Anlass für Furcht und Hysterie.

Ebola breitet sich weiter aus

Die Zahl der Ebola-Erkrankten ist auf weltweit mehr als 9 000 angestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt aktuell 9 216 bestätigte oder wahrscheinliche Fälle. Die meisten von ihnen wurden aus den drei hauptbetroffenen Ländern Liberia (4 262), Sierra Leone (3 410) und Guinea (1 519) gemeldet. Weitere Ebola-Fälle gibt es in Nigeria (20), den USA (3), im Senegal und in Spanien (je 1). 4 555 Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben, einer von ihnen vor wenigen Tagen in Leipzig. Der 56-Jährige war UN-Mitarbeiter in Liberia.

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