Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Auch Astra Zenecas Impfstoff erweist sich als wirksam

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Ersten Zwischenergebnissen zufolge könnte das Vakzin nicht nur Erkrankungen, sondern auch Ansteckungen verhindern.

Von Kathrin Zinkant

Noch vor wenigen Wochen war völlig unklar, ob es tatsächlich einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 geben wird. Doch allmählich füllt sich das Regal mit offenbar effektiven Corona-Vakzinen: Am Montag hat mit Astra Zeneca das dritte Pharmaunternehmen Zwischenergebnisse aus seinen noch laufenden Wirksamkeitsstudien vorgestellt. Der Pressemitteilung zufolge erreicht der an der University of Oxford entwickelte Impfstoff AZD1222 im Schnitt eine Wirksamkeit von 70 Prozent, je nach Dosierungsschema wurde auch eine Effektivität von 90 Prozent erreicht.

Das bedeutet, dass eine Impfung die Wahrscheinlichkeit einer Covid-19-Erkrankung nach der Infektion mit dem Virus auf durchschnittlich knapp ein Drittel und im besten Fall auf ein Zehntel senkt. Außerdem gibt es den beteiligten Oxford-Forschern zufolge Hinweise darauf, dass das Vakzin nicht nur Erkrankungen, sondern auch Ansteckungen verhindert. Das schließen die Wissenschaftler aus Tests an britischen Teilnehmern der Studie, bei denen unter den Geimpften weniger asymptomatische Infektionen auftraten als in der Placebo-Gruppe. Von anderen Impfstoffen sind solche Effekte bislang nicht bekannt.

Und obwohl die Wirksamkeit des Oxford-Impfstoffs vermutlich etwas niedriger liegt als bei den Vakzinen der Konkurrenten Moderna und dem Team aus Biontech und Pfizer, erfüllt Astra Zenecas Impfstoff das zentrale Kriterium der US-Arzneimittelbehörde FDA. Demnach muss ein Impfstoff mindestens 50 Prozent der Erkrankungen verhindern, um für eine Zulassung in Betracht zu kommen. Astra Zeneca will eine solche Zulassung nun vorbereiten für den Fall, dass auch die abschließende Analyse - wie im Fall von Biontechs Impfstoff - die Wirksamkeit bestätigt. Bislang liegen nur von knapp der Hälfte der Studienteilnehmer entsprechende Daten vor. Astra Zeneca testet seinen Impfstoff derzeit an weltweit 60 000 Menschen. An den zwei für die Zwischenanalyse betrachteten Studien nahmen insgesamt 23 000 Probanden in Brasilien und dem Vereinigten Königreich teil.

Das Vakzin kann bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert und transportiert werden

AZD1222 ist der erste Impfstoff mit Wirksamkeitsnachweis, der nicht zur Familie der RNA-basierten Vakzine zählt. Vielmehr handelt es sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff: Dabei dient ein ungefährliches Virus als Fähre in das Körperinnere, im Fachjargon Vektor genannt. Das Transportvirus wird genetisch so verändert, dass es dem Immunsystem einen wichtigen Bestandteil von Sars-CoV-2 präsentieren kann.

Die Besonderheit des Oxford-Impfstoffs liegt in der Wahl des Vektorvirus: Es handelt sich um ein abgeschwächtes, nicht mehr vermehrungsfähiges Schnupfenvirus, das Schimpansen infiziert. Es wird bislang in noch keinem zugelassenen Impfstoff verwendet. Besonders heikel ist daher die Frage nach den Nebenwirkungen. Obwohl die Tests von Astra Zeneca zweimal angehalten werden mussten, soll es jedoch keine Hinweise auf schwere unerwünschte Effekte geben. Bis Ende 2021 könnten rund drei Milliarden Dosen des Vakzins produziert werden. Diese wären bei Kühlschranktemperatur lager- und transportfähig, was ein Vorteil gegenüber den RNA-Vakzinen ist, die bei minus 20 oder sogar minus 70 Grad Celsius gelagert werden müssen.

Experten zeigten sich erfreut über die Nachricht eines dritten offenbar wirksamen Vakzins, warnten jedoch auch vor voreiligen Schlüssen. "Uns liegen die primären Daten zu diesen Ergebnissen leider noch nicht vor", sagt Leif-Erik Sander von der Berliner Charité. Erst mit diesen Informationen wird es nach Aussage des Impfstoffexperten möglich sein, zum Beispiel die unterschiedlichen Wirksamkeiten der Dosierungsschemata zu erklären.

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