Anti-Baby-Pille:Riskante Verhütung
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Die Wahl wird in jungen Jahren getroffen: Mädchen lassen sich die erste Anti-Baby-Pille verschreiben und bleiben ihr in den meisten Fällen viele Jahre lang treu. Dabei entscheiden sich die Teenager viel zu häufig für die neueren Anti-Baby-Pillen, klagt nun die Techniker Krankenkasse. Viele dieser Präparate stehen im Verdacht, das Risiko für gefährliche Blutgerinnsel zu erhöhen.
Dem "Pillenreport" der Kasse zufolge enthält mehr als die Hälfte der meistverordneten Mittel Gestagene, die entweder ein ungeklärtes oder ein bereits nachgewiesenes höheres Thromboserisiko bergen als ältere Mittel mit dem Wirkstoff Levonorgestrel.
Für einige der modernen Pillen aus der so genannten dritten und vierten Generation ist gezeigt worden, dass das Thromboserisiko doppelt so groß ist, wie das der älteren Präparate. In einer kürzlich publizierten Auswertung kamen manche der hormonellen Verhütungsmittel auf 14 Thrombosefällen pro 10.000 Frauen.
Damit ist das Thromboserisiko zwar insgesamt nicht sehr hoch. Dennoch gilt, so Gerd Glaeske von der Universität Bremen und Mitautor des Reports: "Pillen der zweiten Generation bleiben nach dem derzeitigen Kenntnisstand die Mittel der Wahl zur oralen Verhütung, bei allen anderen Pillen sind die Risiken höher oder schwer einschätzbar - und beides birgt unübersehbare Gefahren für Frauen, die solche Pillen einnehmen".
Wirkung auf Haut und Haare wird hervorgehoben
Wissenschaftler warnen immer wieder, dass das Verhütungsmittel kein Lifestyle-Produkt ist. Es scheint aber, als wird es gerade bei jungen Frauen als solches angepriesen. Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel ist in Deutschland verboten. Doch auf Webseiten und in den sozialen Medien bieten Pharmafirmen Informationen zur Verhütung an - oft untermalt von Beziehungs- und Lifestyle-Themen und dem Hinweis auf positive Nebenwirkungen der neueren Pillen auf Haut und Haare.
"Es muss hinterfragt werden, ob nicht zwischen Beauty- und Lifestyletipps in Wahrheit ein ungefilterter Informationsfluss der Marketing- und Werbebotschaften der Pharmaindustrie an die Teenager stattfindet", sagt Glaeske. Die Pille werde gezielt weiterentwickelt, "um bestimmten Schönheitsidealen näherzukommen", kritisiert auch Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für klinische Pharmakologie.
Die Krankenkasse hat für den Report ihre Verordnungen für Anti-Baby-Pillen untersucht. Darin sind allerdings lediglich Verordnungen bis zum 20. Lebensjahr der Frauen enthalten. Für ältere Versicherte übernehmen die Kassen die Kosten für das Verhütungsmittel nicht mehr.