Süddeutsche Zeitung

Bildungsstudie:Eltern investieren im Schnitt 87 Euro monatlich in Nachhilfe

Von Ulrike Nimz, München

Für private Nachhilfe geben Eltern in Deutschland pro Jahr 879 Millionen Euro aus. Pro Monat investieren sie für ihre Kinder durchschnittlich 87 Euro in zusätzliche Fördermaßnahmen. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung. Demnach nimmt jeder siebte Schüler im Alter von 6 bis 16 Jahren außerschulische Lernangebote in Anspruch. Das sind bundesweit 1,2 Millionen Schüler.

Etwa jeder Dritte setzt dabei nicht auf Nachhilfe, weil er den Stoff nicht alleine bewältigt, sondern um bereits gute Leistungen weiter zu verbessern. "Wir sehen den Trend, dass es nicht mehr nur darum geht, schulisches Scheitern abzuwenden", sagte der Bildungsforscher und Studienautor Klaus Klemm. Vorrangiges Ziel sei es, mit guten Notendurchschnitten die Chancen auf Ausbildungsplatz und freie Studienfachwahl zu verbessern. Entsprechende Angebote werden vor allem an weiterführenden Schulen nachgefragt. Fast jeder fünfte Gymnasiast (18,7 Prozent) nutzt Nachhilfe.

Obwohl deutsche Schüler im internationalen Vergleich wenig Zusatzunterricht in Anspruch nehmen, sieht die Bertelsmann-Stiftung das Ergebnis der Befragung kritisch: "Bildungschancen dürfen nicht von privat finanzierter Nachhilfe abhängen", mahnte Vorstand Jörg Dräger. Insbesondere an Ganztagsschulen habe individuelle Nachhilfe schon jetzt ihren Platz. Durch die Angebote dort sei die Förderung für mehr als ein Viertel der Nachhilfeschüler kostenlos.

Von Schülern aus finanzstarken Familien ab 3000 Euro Haushaltsnettoeinkommen bekommen 15 Prozent Nachhilfeunterricht, etwas häufiger als bei Kindern aus Haushalten mit geringerem Einkommen. Schüler ohne Migrationshintergrund erhalten eher Nachhilfe (14 Prozent) als Gleichaltrige aus Migrantenfamilien (11 Prozent). An der Spitze der Nachhilfefächer steht ein Klassiker: Mathematik.

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Quelle:
SZ vom 28.01.2016
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