Süddeutsche Zeitung

Studium:Millionen für Islam-Professoren

Lesezeit: 1 min

Von Johann Osel, München

Mit Blick auf die mehr als vier Millionen Muslime in Deutschland will der Bund die Förderung des Fachs Islamische Theologie fortsetzen. Seit 2011 sind an den Universitäten Tübingen, Münster, Osnabrück, Frankfurt am Main und Erlangen-Nürnberg Zentren dafür entstanden und wurden laut Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) durch ihr Haus mit 20 Millionen Euro unterstützt. "Heute lässt sich sagen, dass der Ausbau gut voranschreitet und dass die Leistung der Zentren und ihre Expertise gut sind", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Der Bund will die Zentren für weitere fünf Jahre unterstützen", kündigte Wanka an. Über die Details einer zweiten Förderphase, die im Wintersemester 2016/17 beginnen soll, diskutiere sie gerade mit Ländern und Hochschulen.

Tatsächlich wurde in den vergangenen Jahren die Sorge laut, dass nach der Lancierung der Lehrstühle das Engagement vorbei sein könnte - und die Unis auf allen Kosten sitzen bleiben, womöglich Abstriche nötig sind. Geld vom Bund fließt für Professuren, Nachwuchsforscher und internationale Kooperationen. Die Verantwortung für Aufbau und dauerhaften Betrieb liegt aber bei den jeweils zuständigen Ländern.

Viele Beobachter hatten diese Ängste gleichwohl nicht geteilt, da das Projekt von Anfang an ausdrücklich politisch war. Der Wissenschaftsrat - das wichtige Beratergremium der Bildungspolitik, in dem auch Vertreter von Ministerien in Bund und Ländern sitzen - hatte 2010 empfohlen, die Islamische Theologie zu etablieren. Das wurde schnell umgesetzt.

1800 Studenten sind aktuell eingeschrieben

Von vornherein war vor allem geplant, Studenten für das Lehramt auszubilden; durch muslimische Schüler entsteht ein riesiger Bedarf. Zudem machen die Lehrstühle an staatlichen Unis transparent, welche Inhalte sie lehren - und stehen im Austausch mit anderen Disziplinen. Aktuell seien an den fünf Zentren 1800 Studenten eingeschrieben, sagte Wanka. Tendenz steigend.

"Es war nicht einfach, die Zentren aufzubauen, alle Standorte brauchten gleichzeitig Professoren", so die Ministerin. "Es gab ja keine Leute mit Studienabschlüssen in Islamischer Theologie in Deutschland, weil das Fach bisher nicht existierte." Eine Evaluation der Zentren zeige nun den Erfolg. Spannungsfrei verlief der Aufbau freilich nicht überall. In Münster gab es Streit zwischen islamischen Verbänden und der Universität über die Berufung eines sehr liberalen Professors.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2824605
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.01.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.