Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft:IG Metall fordert "Zukunftspakt"

Lesezeit: 1 min

Gewerkschaft will Beschäftigung in Automobilbranche sichern

Die IG Metall Bayern hat ihre Forderung an die bayerischen Autobauer erneuert, sich besser auf den bevorstehenden Strukturwandel einzustellen - und drängt auf einen "Zukunftspakt Bayern". Die Automobilindustrie hierzulande hinke bei Themen wie der Elektromobilität hinterher, sagte Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der Gewerkschaft, am Donnerstag. So würden die für E-Autos wichtigen Batterien nicht in Bayern entwickelt und produziert, sondern hauptsächlich in Asien. "Damit wir international nicht noch weiter zurückfallen, müssen wir uns gemeinsam um das Thema Umbruch kümmern", sagte er. Schon im Herbst hatten Gewerkschafter Alarm geschlagen, die bayerischen Autobauer seien für die Herausforderungen der Zukunft schlecht aufgestellt. In Bayern arbeiten laut der IG Metall rund 400 000 Menschen direkt im Fahrzeugbau. Davon seien etwa 80 000 vom Verbrennungsmotor abhängig.

Um die Beschäftigung nachhaltig zu sichern, will die IG Metall einen "Zukunftspakt Bayern" ins Leben rufen: ein gemeinsames Vorgehen von Politik, Gewerkschaften und Arbeitgebern. Dabei soll es auch um die Frage gehen, wie Arbeitnehmer in der Automobilbranche für neue Aufgaben qualifiziert werden können. Noch ist aber offen, wie der "Zukunftspakt" konkret aussehen soll. Die Gewerkschaft könnte sich vorstellen, unter anderem bei der Weiterbildung anzusetzen. Viele Bundesländer haben inzwischen gesetzlich festgeschrieben, wann und in welchem Umfang Arbeitnehmer Bildungsurlaub nehmen können. Ein solches Weiterbildungsgesetz fehle in Bayern noch, sagte Wechsler.

Offen ist auch, ob Politik und Industrie bereit sind, beim Pakt mitzumachen. Der Verband der Metall- und Elektroindustrie Bayme VBM etwa sieht viele Ideen der IG Metall kritisch. "Die bayerische Automobilindustrie ist nicht im Rückstand, sondern steht für Fahrzeugbau auf Spitzenniveau", sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Um Arbeitsplätze zu sichern, seien andere Rahmenbedingungen nötig. "Dazu gehören mehr Flexibilität und Anpassungen beim Arbeitszeitrecht." Genau diese Frage will wiederum die IG Metall mit in die diesjährigen Tarifverhandlungen nehmen. "Wir sind auf dem Weg in eine neue Arbeitszeitkultur", sagte Wechsler. Die Menschen wollten mitbestimmen, wann und wie sie arbeiteten. Das bedeute auch, gegebenenfalls die Arbeitszeit reduzieren zu können. Die IG Metall Bayern befragt derzeit dazu rund 400 000 Beschäftigte in 700 Betrieben. Ergebnisse werden von Ende April an erwartet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3350663
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.01.2017 / maxi
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.