Süddeutsche Zeitung

Prozessbeginn:Linus Förster gesteht vor Gericht sexuellen Missbrauch

Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Linus Förster hat vor dem Landgericht Augsburg ein Geständnis abgelegt. Zu Prozessbeginn ließ der 52-Jährige seinen Anwalt Walter Rubach in seinem Namen eine Erklärung verlesen, in der die meisten angeklagten Fälle eingeräumt werden. Nur einen versuchten Missbrauch bestreitet er. Ein Fall von heimlichen Aufnahmen hätte laut Rubach zudem nicht angeklagt werden dürfen, weil sich der Vorfall im Freien und nicht in einer geschützten Wohnung zugetragen habe. Förster will später selbst noch ergänzende Angaben machen.

Dem Ex-Politiker wird vorgeworfen, mehrmals schlafende Frauen, die zum Teil unter dem Einfluss von Medikamenten oder Alkohol standen und sich nicht wehren konnten, missbraucht und dabei teilweise auch heimlich Videoaufnahmen gemacht zu haben. In weiteren Fällen soll er den Geschlechtsverkehr mit seinen Freundinnen ohne deren Wissen gefilmt haben. Bei Razzien in seiner Wohnung und in den damaligen Abgeordnetenbüros in Augsburg und München sollen außerdem mehr als 1300 Kinderpornos entdeckt worden sein.

Sein Verteidiger Walter Rubach hatte bereits vor dem Prozess angekündigt, dass Förster ein Geständnis ablegen werde, und bereits mit der Staatsanwaltschaft über das Strafmaß verhandelt. Demnach kann Förster im Fall eines umfassenden Geständnisses mit einer Strafe von etwa vier Jahren Gefängnis rechnen, wie aus einer Aktennotiz der Anklagebehörde hervorgeht.

Der ehemalige SPD-Politiker sitzt wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe seit Dezember in Untersuchungshaft. Ende 2016 war er aus der SPD ausgetreten und hatte sein Landtagsmandat niedergelegt. Ein Urteil wird bis Ende September erwartet.

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sz.de/dpa
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